Cannes zur Zeit der Filmfestspiele

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herbstrose Avatar

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Die Kisten sind nach seinem Umzug von Paris nach Cannes noch nicht ausgepackt, als Commissaire Léon Duval zum Dienstantritt gerufen wird. Der bekannte Dokumentarfilmer Serge Thibaut wurde während der Vorführung seines Filmes über den Regenwald im Palais de Festival erschossen. Man erwartet eine schnelle und vor allem diskrete Aufklärung des Mordes, denn die Festspiele müssen unbehindert weiter gehen. Duvals Ermittlungen gestalten sich schwierig, zum einen kennt er seine Kollegen noch nicht, und zum anderen wird er bei seinen Recherchen von höherer Stelle ausgebremst.

„Mörderische Cótè d’Azur“ ist ein sehr leiser Krimi, eigentlich eher ein Roman, in dem zufällig ein Mensch erschossen wurde. Nach einem durchaus rasanten Anfang breitet sich schnell Langeweile aus. Die Ermittlungen gestalten sich äußerst zäh, die Handlung zieht sich ohne jede Spannung dahin. Kommissar Duval wirkt recht farblos und scheint sich mehr für gutes Essen, Wein und Pastis zu interessieren, als für ernsthafte Polizeiarbeit. Zwar enthält die Story viele aktuell brisante Themen wie Zerstörung des Regenwaldes, Kindesmissbrauch, Bestechung und Korruption, aber keines wird ernsthaft in Angriff genommen und tiefgründig behandelt. Dafür versteht es die Autorin Christine Cazon umso besser, die Schönheiten und den Glamour von Cannes sowie den Trubel zur Zeit des Filmfestivals ins rechte Licht zu rücken. Manchmal ähnelt die Geschichte beinahe einem Städteführer, so exakt sind Straßen und Gebäude beschrieben. Immerhin kommt zum Schluss wieder etwas Spannung in das Geschehen, der Fall wird letztendlich gelöst und der Mörder gefunden, was jedoch nicht unbedingt der Cleverness des Kommissars zu verdanken ist.

Der Schreibstil ist, sieht man mal von den vielen französischen Ausdrücken ab, recht flüssig und angenehm zu lesen. Doch leider konnte ich zu den Protagonisten keinen rechten Bezug finden, da ich sie durchweg unscheinbar und unpersönlich fand.

Fazit: Eine gut gelungene Beschreibung von Cannes mit dem Leben und Treiben während der Filmfestspiele – für einen Krimi aber zu wenig Spannung.