Das wirkliche Leben des Serge Thibaut

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
bücherkarin Avatar

Von

Wenn Commissaire Leon Duval sich in einen Fallverbeißt, vergißt er alles um sich herum, auch seine Familie. Seine Kinder, die er sehr liebt, empfindet er dann nur noch als störend. Bis zu einem gewissen Grade versteht das seine Frau sogar, aber irgendwann kann sie damit nicht mehr leben, sie trennen sich. Duval hat das Haus seine Vaters in Cannes geerbt und so läßt ersich von Paris an die Cote d´Azur versetzen. Er wird mit einem aufsehenerrengenden Fall empfangen.
Beim alljährlich im Mai statfindenden berühmten Filmfestival gibt es einen Eklat. Der berühmte und charismatische Regisseur Serge Thibaut ist während der Vorstellung seines Filmes inmitten von 2000 Zuschauern erschossen worden. Diese sowieso schon komplizierte Ermittlung wird noch dadurch erschwert, dass Duval von allen Seiten zur Eile gedrängt wird - das Festival muss weitergehen. Und die Journalisten sind wie Kletten, und sollen doch so wenig wie möglich erfahren.
Anfänglich macht sich der österreichische wenig erfolgreiche Filmemacher Roman Erdler verdächtig. Er dreht ebenfalls Dokumentarfilme über den Regenwald, allerdings wesentlich kritischere und er hat nicht die Lobby wie Thibaut. Am Vorabend des Mordes hatte er Streit mit Thibaut, er entlarvt ihn als Heuchler, der im Auftrag der großen Spendenorganisationen tätig ist. Diese nehmen Millionen von Spendengeldern ein, aber der Regenwald wird weiter abgeholzt, die Bevölkerung in Reservate verdrängt.
Aber niemand will hören, dass Thibaut nicht der Gutmensch ist, als der er sich immer selbst dargestellt hat.
Duval beginnt jedoch in diese Richtung zu ermitteln. Angestachelt durch die vertraulichen Informationen einer Journalistin will er auch noch dem Verdacht nachgehen, ob Thibaut eventuell auch Kindesmißbrauch anzulasten ist. Doch als er die Ermittlungen in dieser Richtung weiterführen will, wird ihm das von Polizeichef und Staatsanwaltschaft rigoros untersagt.Mit Hilfe Villiers und einer Polizistin ermittelt er diesbezüglich inoffiziell weiter. Er kann den Mörder stellen, aber glücklich macht ihn dieser Erfolg nicht.

Die Kritik an den aufgrund von Geldgier wenig erfolgreichen Spendenprojekten zur Rettung des Regenwaldes ist als gesellschaftspolitischer Hintergund gut in den Krimi integriert, bei dem Ermittlergeist gefragt ist, zum glück das blut aber nicht in Strömen fließt.Auch die Kritik der Autorin am Verbot der Anwendung von angeblich rassistischen Redensarten und Worten, wie z.B. Indios, begrüße ich durchaus, aber sie nimmt zu viel Raum ein.
Auch erscheinen mir die Dialoge teilweise zu gestelzt, zu "aufgesetzt", ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Kollegen so unterhalten oder eine Kellerin so mit ihren Gästen spricht. So gesehen gibt es doch noch einige Holperstellen im Roman, er erscheint etwas "unrund".
Trotzdem, ein spannender Krimi vor der herrlichen Kulisse der Cote d´Azur, den ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann und ich bin gespannt auf Duvals 2. Fall.