Cooler Ausflug ins Gruselige.

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A. , Student Anfang zwanzig, hat das unverschämte Glück ein riesiges Anwesen in Virginia zu erben. Das Axton House mit einer Vielzahl an Ländereien. Gut den Cousin vierten Grades, Ambrose Wells, hat er nie getroffen, noch nicht einmal von ihm gewusst und das dieser sich dann auch noch als vermögend herausstellt kommt A. doch sehr unwahrscheinlich vor. Aber nun begibt er sich zusammen mit seiner sehr jungen und stummen Freundin Niamh (ausgesprochen Nief) in die Vereinigten Staaten nach Virginia. Kein Studentenleben mehr, er hat ausgesorgt. Na gut etwas anrüchig ist die Geschichte schon, der Cousin hat sich das Leben genommen, genau wie dessen Vater 30 Jahre zuvor. Merkwürdig ist auch, dass der Butler (für A. irrwitzig einen Butler zu haben der mit in der Erbmasse „steckt“) verschwunden ist.

Kaum sind die beiden Europäer in das riesige, düstere Haus eingezogen beginnen A. schreckliche Alpträume zu quälen und er sieht nachts eine Erscheinung im Bad. Niamh, ganz pragmatisch, stattet das Haus mit diversen Kameras und Aufnahmegeräten aus, sie will elektronische Stimmenphänomene aufzeichnen.

A.. untersucht in der Zwischenzeit mal die diversen Arbeitsstätten seines verstorbenen Verwandten, denn dieser hat im gesamten Haus diverse Schreibtische platziert, und stolpert über einen rätselhaften Umschlag mit der Aufschrift „AESCHYLUS“. Nachdem sich A. und Niamh mit diversen manuellen Chiffriermethoden vertraut gemacht haben, entdecken sie dass der Brief dem verschwundenen Butler zugestellt werden sollte. Es bleibt jedoch nicht bei diesem einen Rätsel und bei derselben Dechiffrierung. Ebenso geheimnisvoll ist, dass der Verstorbene, der als Eigenbrötler galt und immer zurückgezogen gelebt hat, jedes Jahr kurz vor Weihnachten ausgesuchte Gäste zu einem großen Bankett eingeladen hat.

Dieses Buch ist rein inhaltlich einfach genial. Zusammengesetzt aus Ambroses Tagebuchaufzeichnungen, seinen und ihren Briefen an die Tante Liz, Niamh’s Notizen, A.‘s Traumjournal, Video- und Tonbandaufzeichnungen und diversem anderen, kreiert Edgar Cantero einen einzigartigen spannenden und gruseligen Mix aus Horror, Mystery und Thriller. Diese Zusammensetzung ist für mich beispiellos und birgt eigentlich die Gefahr, dass der Autor sich verzettelt. Das geschieht jedoch zu keiner Zeit. Mühelos folgt man dem Geschehen. Dabei ist seine Erzählweise so plastisch, das man mit Gänsehaut beladen durch das Labyrinth hinterherschleicht, die unzähligen versteckten Winkel und Ecken dieses Gemäuers durch die Kameraperspektive erspäht und sich natürlich vor dem „Hausgeist“ fürchtet.
Die Ausflüge in die Welt der Kryptographie und den damit verbundenen manuellen Entschlüsselungsverfahren waren für mich persönlich etwas zu langatmig, für die Aufklärung allerdings sinnvoll.
Den ganzen Plot finde ich phantasiereich, kreativ und teilweise auch dezent amüsant, dies äußert sich insbesondere bei den (schriftlichen) Dialogen vom Niamh und A..
Unvorhersehbar und auch verblüffend jedoch mit Glaubwürdigkeit (sofern man das in diesem Genre erwarten kann) ausgestattet ist, ist das Ende.
Eigentlich gibt es überhaupt gar keine Beanstandungen, jedoch muss ich den Geruch des Buches stark kritisieren. Ich liebe druckfrische Bücher, dieses jedoch stank entsetzlich. Ich bin in solchen Dingen überhaupt nicht empfindlich, hier viel es mir wirklich schwer den ersten hundert Seiten zu folgen. Also für alle nachfolgenden Leser, die ein eingeschweißtes Buch besitzen, der Hinweis erst ein zwei Tage auslüften, für den ultimativen Lesegenuss.

Fazit: Ein fabelhafter Ausflug ins Mysteriöse, cool und ideenreich umgesetzt.