Ein Leben abseits der Norm

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kainundabel Avatar

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Er liebt es bunt und trägt deshalb am liebsten Hawaiihemden. Ein solches ziert dann auch als treffender Blickfang das Cover dieses Romans. Aber rundum bunt war und ist Markus‘ Leben nicht, hat er doch als „Mongo“ (das Schimpfwort liefert den Romantitel) mit Vorurteilen seine Erfahrungen machen müssen. Markus weiß um seine Situation, begegnet seinerseits der Hilflosigkeit der Mitmenschen mit einer bewundernswerten Offenheit und mitunter entwaffnender Logik. Entstanden ist Harald Darers Roman vor autobiografischem Hintergrund, offen, ehrlich, kraftvoll und voller Empathie erzählt. Seine Freundin Katja ist schwanger. Ein Grund zur Freude, aber die Sorge überwiegt, dass das Ungeborene die Diagnose Trisomie 21 ereilen könnte – wie Markus, und der ist Katjas Bruder. Während Harry sich fragt, was wäre, wenn es tatsächlich so käme, erinnert er sich an seine erste unsichere Begegnung mit seinem Schwager, an kuriose, herzliche, überraschende Erlebnisse mit ihm. Und das gelingt dem Autor vortrefflich! Mit seinem ungewöhnlichen Schreibstil bringt er uns Lesern die Gedankenwelt eines Menschen mit dem Down-Syndrom näher. Er schildert seinen Umgang mit Markus auf eine rührende Weise, die einen den Wert eines Menschen trotz „Defiziten“ (oder gerade deshalb) vor Augen führt. Ohne Scheu und verbrämter Scham nehmen wir teil an seinen Überlegungen, wie Sexualität als natürliches Bedürfnis Platz in Markus‘ Leben finden kann und lässt seinen Überlegungen Taten folgen, die gut gemeint sind, aber nicht das erhoffte Resultat zeigen. Selbst vor einem gemeinsamen Besuch in Hartheim, der Euthanasieanstalt in Österreich, schreckt Harry nicht zurück. Kraftvoll, ehrlich, herzergreifend, ja auch humorvoll gelingt es dem Autor, den Leser in alle diese Momente der Begegnung mit Markus einzubinden und nachhaltig den Eindruck zu erwecken, dass „Glück möglich“ ist – zumindest fast immer.