Gewöhnungsbedürftiger Schreibstil, wichtiges Thema

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lesedelfin Avatar

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Das provokante Cover und der Titel hatten mich sofort in den Bann gezogen. Auch der Klappentext wirkte spannend und hochaktuell: Ein Paar erfährt von der Schwangerschaft von Katja, doch Freude will sich nicht so recht einstellen. Die werdende Mutter sorgt sich, dass das Kind, wie schon ihr älterer Bruder, mit dem Down Syndrom zur Welt kommt. Der Vater und Erzähler im Buch horcht auf diese Sorge hin in sich hinein und reflektiert im Buch über seine bisherigen Erlebnisse mit behinderten Menschen.

Von einem Nachbarsjungen, welchem er als Kind einmal etwas derart grausames antat, dass ihm der Vater eine Ohrfeige verpasste bis zu seinem Schwager denkt er an seine Erlebnisse mit der Behinderung. Von den schönen Erlebnissen, der Echtheit des Lachens seines Schwagers, der Bereicherung, welche sie dem Leben verleihen. Aber auch von den alltäglichen Hindernissen im Umgang mit Menschen mit Down Syndrom, besonders wenn man eine Care-Rolle einnimmt. Er schildert Zustände von Hilflosigkeit und Scham, erzählt von Überlegenheitsgefühlen und der Neugier, was in ihrem Kopf wohl gerade vor sich geht.

Radikal ehrlich schildert er seine Eindrücke. Für mich war diese Ehrlichkeit schmerzhaft und unangenehm, aber genauso habe ich das antizipiert. Umso heilsamer war dann dafür das Ende. Letzten Endes geht es auch darum, welchen Stellenwert wir “anderen” in der Gesellschaft zollen wollen und was es über uns aussagt, wenn wir unreflektiert Andersartigkeit verurteilen.

Ich hätte gerne 5 Sterne gegeben, allerdings find ich den Schreibstil äußerst gewöhnungsbedürftig und irritierend beizeiten. Außerdem hatte der Klappentext etwas mehr Geschehen aus der Gegenwart verheißen.

Dennoch ein gelungener Roman, der einen oft (auch über seine eigenen Vorurteile) stolpern lässt.