Wie gehen wir mit Behinderung um?

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petris Avatar

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Mit Mongo ist Harald Darer ein sehr direkter, sehr ehrlicher Roman über den Umgang mit Behinderten gelungen, das tut manchmal ganz schön weh und steckt trotzdem voller Menschenliebe und Humor.
Erzählt wird aus der Sicht Harrys, seine Frau Katja ist schwanger, doch statt sich zu freuen, hat sie Angst. Ihr großer Bruder Markus hat Trisomie 21, sie hat Angst, dass sich die Geschichte wiederholen könnte. Harry begleitet sie und überlegt für sich, wie er sich entscheiden würde. Er denkt an alle Begegnungen mit Menschen mit Behinderung, manche davon sehr ungeschickt und auch an sein Verhältnis zu seinem Schwager Markus. Das erzählt er sehr schonungslos, ehrlich, sehr direkt, humorvoll und menschlich. Ganz anders als der Klappentext vermuten ließe, geht es dabei nicht nur oder hauptsächlich um die Entscheidung und Ängste rund um das erste Kind, sondern es wird in Rückblicken bis in Markus und Katjas Kindheit und Jugend und auch in die Zukunft hinein erzählt, in der Harry und Katja zwei Töchter haben und nach dem Tod der Schwiegereltern auch die Verantwortung für Markus. Darer beschönigt nichts, das ist keine Sozialkomödie mit Happyend, die einen beglückt zurücklässt, aber in aller Ehrlichkeit ist diese Geschichte liebenswert und macht Hoffnung. Das liegt ganz stark an der Gelassenheit des Protagonisten Harry.
Sprachlich ist dieser Roman sehr österreichisch geprägt, nicht durchgehend im Dialekt, aber doch mit sehr vielen Dialektwörtern und österreichischen Satzstrukturen. Für mich als Österreicherin kein Problem, im Gegenteil, die Sprache trägt zur Direktheit der Erzählung bei, allerdings für Hochdeutschsprecher könnte das eine Herausforderung werden.
Hinter dem provokanten Titel steckt eine herzerwärmende, sehr ehrliche Geschichte über den Umgang mit Behinderung, die ohne zu (ver)urteilen auch immer wieder unsere Gesellschaft kritisiert, in der nur zählt wer/was Leistung bringt.
Ich bin begeistert und kann den Roman nur wärmstens empfehlen!