Größte Schatzsuche der Geschichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
rippchen Avatar

Von

Wer hat sich eigentlich bislang Gedanken darüber gemacht, wie manch großartiges Kulturgut, ob Kunst- oder Bauwerk, die weitreichenden Zerstörungen im 2. Weltkrieg überstanden hat – und wer dafür verantwortlich war? Wahrscheinlich vorwiegend künstlerische Insider! Umso packender wirkt Robert M. Edsels Buch „Monuments Men“, das den Leser mit diesem Aspekt des Krieges und den diesbezüglichen Aus- und Nachwirkungen konfrontiert.
Edsel schreibt über Männer und Frauen, die von 1943 bis 1951 in den Streitkräften der westlichen Alliierten dienten und dabei in der Sektion „Monuments, Fine Arts and Archives“ die kulturellen und künstlerischen Leistungen der abendländischen Zivilisation retteten.
Anhand von Feldtagebüchern, Kriegsberichten und Briefen rekonstruierte der Autor die mühselige, schwierige und zugleich verantwortungsvolle Tätigkeit der Monuments Men und beschränkte sich dabei auf die Darstellung der Arbeiten in Nordwesteuropa.
Nach einer ausführlichen Einleitung sowie Zitaten und einer persönlichen Vorstellung der Hauptakteure folgt der Bericht des eigentlichen Geschehens – in der LP ein ausgewähltes Kapitel über die Stadt Aachen. Schauplatz also ist die im Oktober 1944 unter alliiertem Beschuss stehende ehemalige Residenzstadt des heiligen römischen Reiches, wo sich der amerikanische Hauptmann Walter Hancock ein Bild von der Zerstörung macht. Gezielt sucht er den Dom auf, um die Schäden an dem historisch kostbaren Gebäude zu inspizieren. Dabei beweist er nicht nur Kunstverstand, sondern im Kontakt mit einem deutschen Pfarrer auch Mitmenschlichkeit – selbst mit dem Volk des Feindes.
Stilistisch ist diese Dokumentation wie ein Roman, zuweilen gar wie ein auf Tatsachen beruhender Thriller rund um das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte verfasst. Mit der Kombination aus Sachbuch und Unterhaltungsliteratur arbeitet Edsel spezielle historische Hintergründe des 2. Weltkrieges auf besondere Weise auf. Dazu gehört besonders die authentische und zugleich emotionale Beschreibung der (Kriegs-)Ereignisse aus der Sicht der handelnden Personen, der Monuments Men. Diese fesselnde Darstellungsweise auf der Basis fundierter, gründlich recherchierter Informationen spricht den Leser an und bezieht ihn direkt ins Geschehen ein. So etwa durch die detailliert, bildhaft und emotional mitreißend beschriebenen Impressionen von Monuments Man Walter Hancock in der zerstörten Stadt Aachen.
Die Frage, ob Geschichte spannend dargeboten werden kann, darf hier guten Gewissens bejaht werden: Wenn geschichtliche Aspekte auf solche Art präsentiert werden, könnten sie vermehrt auch der jungen Generation zugänglich gemacht werden. Sicher würden deutlich mehr Schüler aufhorchen, wenn im Unterricht Historie nicht ausschließlich mittels nackter Zahlen, Daten und Fakten, sondern auf anschauliche, unterhaltsame Weise beleuchtet würde. Wetten?!