Südafrika als Krimiland

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singstar72 Avatar

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Man merkt sofort, dass der Autor selber in Südafrika gelebt hat. Er erweckt die Atmosphäre gut zum Leben: den Kontrast zwischen Reich und Arm, zwischen Schwarzen und Weißen. Die Suche nach Arbeit, die hohe Kriminalitätsrate in Kapstadt. Die Hitze. Aber – durch die Perspektive des deutschen Ingenieurs – eben auch die touristische, schöne Seite. Die Ausflugsziele. Den Tafelberg. Die Pinguine (!!). Hätte ich nie im Leben gedacht!

Im ersten Abschnitt habe ich mich ein klein wenig an „Quincy“ erinnert gefühlt. Kein Mensch erkennt eine Todesursache. Nur der ein wenig verschroben scheinende Gerichtsmediziner. Eine winzige Einstichwunde im Schambereich! Das erklärt für mich als Laien allerdings noch gar nichts. Aber wir werden hoffentlich sehen.

Die Atmosphäre in dieser von Schwarzen bevölkerten Wohnung war schon bedrückend. Sie sind offensichtlich Gelegenheitsarbeiter, die unter mehr als fragwürdigen Bedingungen hausen. Und die dennoch nicht anders können. Und – wie gut kennen sie sich eigentlich? Wenn einer am nächsten Morgen nicht einmal mehr sagen kann, was die anderen gestern genau getrieben haben…? Hier scheinen Schicksale zu lauern. Dieses Milieu würde ich gerne näher kennenlernen.

Dann der Schwenk zum „deutschen“ Erzählstrang. Carsten, ein Ingenieur, soll auf einem deutschen Marine-Kriegsschiff, das in Kapstadt vor Anker liegt, den Einsatz einer neuen Waffe demonstrieren. Dabei geht aber etwas gründlich schief… offenbar ist die Waffe schon vor der Auslieferung manipuliert worden, so dass sie das Schiff selbst angegriffen hat. Jedenfalls muss man das als Leser erstmal so annehmen! Der arme Carsten. Er kam ein wenig tumb und verschüchtert daher. Ob er ohne Schaden aus der Situation herausfindet? Und – warum ist eigentlich sein Kollege, dessen Gebiet das eigentlich gewesen wäre, gerade jetzt in Urlaub??

An diesem zweiten Erzählstrang war mir nur die technische Seite beinahe zu ausführlich. Jedenfalls beeindruckt die Fähigkeit des Autors, sachliche Gebiete in eine Kriminalhandlung einzuflechten. Er hat offenbar gut recherchiert. Auch die Erzählweise, genauer, die Art und Weise, wie die Personen auf diesem Schiff miteinander sprechen, ist mir ein klein wenig zu steif geraten. Aber das mag dem militärischen Rahmen geschuldet sein.

Insgesamt wohl eine erfreuliche, neue Stimme! Südafrika als Krimiland! Das fehlt noch auf meiner „Landkarte“.