Ein schwieriges Buch

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sillesoeren Avatar

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Ich tue mich so schwer mit der Rezension. Das wundert mich nicht, denn ich habe mich auch damit schwer getan, dieses Buch zu lesen.

Das ansprechende Cover und die Leseprobe hatten mich neugierig gemacht. Als ich dann noch las, dass der Protagonist denselben Namen wie mein Grundschulfreund hat, bewarb ich mich um dieses Buch.

Doch ich benötigte vier Anläufe, um mehr zu lesen, als ich aus der Leseprobe schon kannte.

Kurz zum Inhalt:
Johannesburg, Südafrika. Ein junger Mann findet seinen Freund tot in der Badewanne. Szenenwechsel. Frank Sattler, Naturwissenschaftler, muss vor Gericht ein Wassergutachten verteidigen. Ein ziemlich typischer Einstieg in einen Krimi also: eine Leiche - Vorstellung der Charaktere - mehrere Handlungsstränge, bei denen der Leser überlegt, wie sie später zusammen passen könnten.

Dieser Frank Sattler erweist sich als Protagonist des Romans, aus seinem Verhalten werde ich aber nicht schlau. Warum sollte ausgerechnet er, als Wissenschaftler, die Tochter seines Freundes vor einer Gefahr schützen können? Wo bleibt das bei Naturwissenschaftlern zu erwartende besonnene Handeln in all den ziemlich chaotischen Handlungssträngen, bei denen ich immer wieder den Faden verliere?

Ich vergebe drei Punkte, weil der Autor die Menschen, Landschaften und Stimmungen Südafrikas so ansprechend und detailliert eingefangen hat.

Insgesamt lässt mich dieses Buch aber etwas enttäuscht zurück. Ich bleibe dabei: Deutsche können am besten Krimis schreiben, die in Deutschland spielen, Engländer in England. Und will ich einen guten Krimi lesen, der in Südafrika spielt, werde ich wohl nach einem südafrikanischen Autor Ausschau halten müssen.

Warum muss ausgerechnet ein ziemlich chaotisch handelnder Deutscher einen Kriminalfall in Südafrika aufklären? Warum vermittelt mir der Autor damit - wahrscheinlich vollkommen ungewollt - den Eindruck, er traue den Einheimischen eine solche Aufklärung nicht zu?

Aus der Romanidee hätte man so viel machen können. An Ideen mangelte es dem Autor auch nicht. Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er zu viele verschiedene Themen und Ideen in dieses eine kleine Buch packen wollte und die Übersicht verloren hat. Ich habe kein Problem mit kompliziert konstruierten Krimis und Thrillern. Ich erwarte aber vom Autor, dass er sich die Zeit nimmt, am Ende alles zu einem großen Ganzen zusammenzuführen.