Bis zur Mitte etwas lahm, dann in bester Christie-Manier

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nicky_g Avatar

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1912: Bei einem Ball lernt Agatha, die Ich-Erzählerin, den jungen Archie kennen, der sich forsch und dreist, aber dadurch aufregend gibt. Mit dieser Geschichte wird ein kurzer Einblick in die damalige Zeit gewährt, die konservativ und steif war. Vierzehn Jahre später erhält Archie einen Anruf, dass seine Frau verschwunden sei. Bald wimmelt es im Haus von Polizisten, vor dem Grundstück tummeln sich Reporter. Archie aber hat in einem Brief von Agatha genaue Instruktionen erhalten, wie er reagieren und wie er sich verhalten soll. Man erfährt (erst mal) nicht, wie es zu Agathas Entschluss kam, einfach zu verschwinden. Noch fügen sich die einzelnen Episoden nicht zu einer Geschichte zusammen, was sich im Laufe des Romans aber entwickelt.

Leider zieht sich das etwas in die Länge. Archie versucht, der Polizei nicht zu viel zu verraten, da er offensichtlich doch mehr über das Verschwinden weiß, will auch nicht preisgeben, dass er eine Geliebte hat. Als Leser möchte man nur erfahren, wieso es zu Agathas Verschwinden kam und das dauert.

Die nötige Distanz zwischen den beiden Erzählebenen erlangt man durch die unterschiedliche Erzählweise, da die Vergangenheit aus Agathas Sicht in der 1. Person erzählt wird, während der andere Teil in der unpersönlichen 3. Person widergegeben wird.

Die Beschreibung, wie Archie sich nach dem Krieg verändert hat, ist nachvollziehbar, da es so oder so ähnlich vielen Männern ergangen ist. Agathas Verhalten, ihm das Leben so einfach wie möglich zu gestalten und eine gute Hausfrau zu sein, ist nicht erstaunlich. Dennoch klingen ab und zu ein paar revolutionäre Gedanken durch.

Die Entwicklung der Christies von einem sich liebenden zu einem sich zerstörenden Ehepaar ist in kleinen Schritten anschaulich dargestellt. Immer mehr schleicht sich zermürbender Alltag in das Glück der kleinen Familie. Dabei fällt die Verzweiflung Agathas auf, die Ehe zu retten und ihrem Mann zu helfen, der mürrischer und ungehaltener wird. Das schaukelt sich dann hoch bis zu ihrem Verschwinden.

Das Ende ist zwar Spekulation, aber es wäre durchaus denkbar, dass die Queen of Crime es genauso inszeniert haben könnte. Ein würdiger Schluss.