Wo ist Agatha?

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missjanemarple81 Avatar

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Meine Meinung:

Marie Benedict versucht eines der größten Rätsel der britischen Geschichte im Jahre 1926 zu erklären.

Natürlich haben das im Laufe der Zeit schon viele versucht und es wurde immer wieder wild darüber spekuliert, warum Agatha Christie 11 Tage lang verschwunden war und sich angeblich an nichts mehr erinnern konnte.

Die Autorin hat sich hier eine sehr schlüssige Lösung überlegt. Sie schildert in abwechselnden Kapitel, das Kennenlernen und die Ehejahre der Christies bis zum Verschwinden, aus der Sicht von Agatha. Die Gegenwart und somit die Ermittlungen und Spekulationen der Polizei und der Presse, erzählt Agathas Ehemann Archie.

So taucht man als Leser tief ins Geschehen ein und kann die vielen Einzelteile des Falles recht gut nachvollziehen.



Die behütete Agatha, die gegen den Willen ihrer Mutter, Colonel Archie Christie heiratet. Der erste Weltkrieg und wie er Agatha und Archie verändert hat. Die gestrenge Mutter, die Agatha eingebläut hat, dass der Ehemann immer an erster Stelle steht, sogar noch vor den Kindern.

So viel sich Agatha auch müht, es scheint nie für eine wirklich glückliche Ehe zu reichen.



Der gutaussehende Colonel Christie, der sich zunächst in Agathas ungestümes Wesen verliebt. Dann aber nach dem Krieg eine persönliche Niederlage nach der anderen verkraften muss. Da kommt ihm die eigenständige und eigensinnige Agatha, die zu allem Überfluss auch noch erfolgreich ihr erstes Buch veröffentlicht, nicht mehr so zupass. Und dann verschwindet seine Frau einfach und er gerät in die größte Suchaktion dieser Zeiten.



Wirklich schockiert hat mich wieder einmal das Frauenbild dieser Zeit, das Marie Benedict hier auch gut ausarbeitet. Die Frau hat ihrem Mann alle Wünsche zu erfüllen, wobei sie selber keine haben darf. Der Mann geht immer vor und darf durch Nichts zurückgestellt oder benachteiligt werden. Sogar ihr eigenes Kind "vernachlässigt" Agatha und gibt es immer bei ihren Kindermädchen ab, um ja nur nicht ihren Mann zu verärgern. Das wurde von Generation zu Generation von den Frauen so weitergegeben.



Der Schreibstil ist eigentlich sehr unspektakulär und plätschert so ein bisschen dahin. Außer den zwei drei Wutausbrüchen von Archie. Das ist für mich eigentlich der einzige Grund einen Stern abzuziehen. Ansonsten lässt sich der Roman gut und flüssig lesen. Zur besseren Orientierung ist jedes Kapitel mit Datum und Handlungsort überschrieben.



Für mich war die Lösung des Verschwindens wirklich schlüssig und ja wenn es so gewesen wäre, dann möchte ich Agatha Christie niemals gegen mich aufbringen.



Fazit:

Ein spannender Roman über die Frage " Wo ist Agatha Christie?" mit reellem Hintergrund und einer tollen fiktiven Lösung.