Breit gefächert

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
singstar72 Avatar

Von

Töchter Mulans

Diese Leseprobe hat mich ein wenig irritiert. Denn der Text war nicht fortlaufend, sondern brach immer nach ein paar Seiten ab, stellte Fetzen aus verschiedenen Kapiteln zusammen. Da musste man sich erst einmal hineinfinden…! Zuerst ärgerte ich mich ein wenig darüber. Dann wurde mir klar, dass das auch gute Seiten hatte. Die Kapitel und deren Inhalt sind so vielfältig, dass man von 30 Seiten nur vom Anfang des Buches keinen guten Überblick bekommen hätte. (Gottlob war das Inhaltsverzeichnis dabei…)

Ich habe mich schon seit meiner eigenen Schulzeit immer mal wieder mit China befasst, und habe hier vieles wiedererkannt. Vom Abbinden der Füße als Schönheitsideal wusste ich. Ebenso von der rasenden Industrialisierung, und dem wachsenden Kapitalismus. China ist im Umbruch, kein Zweifel. Und genau davon vermittelt dieses Buch offenbar einen guten Eindruck.

Gut fand ich, dass die Autorin ihre eigenen Irritationen nicht verschweigt. Warum beachten die Chinesen selbst die Statue einer Volksheldin kaum…? Warum wird über manche Themen immer noch nicht gern gesprochen? Unterscheiden sich Stadt und Land tatsächlich so sehr? Die Autorin richtet sich mit ihren Fragen entweder an ihre Reiseführerin, eine ortskundige Chinesin. Oder an Taxifahrer, Museumsführer und andere. Dem Leser werden dadurch die Kontraste sehr deutlich, von denen China – in unseren Augen – so geprägt ist.

Der Text ist unaufdringlich von viel Hintergrundwissen durchzogen. Wie nebenbei lässt die Autorin Geschichtliches einfließen. Im Vorwort, und auf der Verlagsseite, wird klar, woher dies kommt. Die Autorin befasst sich schon seit vielen Jahren mit China, hat schon zwei Bücher verfasst. Und war selbst öfters in China – kurioserweise als Sportlerin, im Tischtennis… worin die Chinesen ja bekanntlich Meister sind.

Doch, diese Leseprobe hat mich sehr angesprochen. Es gibt eine breite Themenpalette – Geschichte, Schönheitschirurgie, Heiratspolitik, Sexualität, neue Medien. Noch dazu ist das Ganze sehr gut lesbar, und durch die zweifach vermittelte Perspektive (Ausländerin plus Reiseführerin) ein wenig sachlich distanziert und reflektiert. Es scheint ebenfalls nicht aufdringlich feministisch zu sein, obwohl es von Frauen handelt. Ich würde dieses Buch gerne lesen!