Empathisch und warmherzig

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
steffi kohl Avatar

Von

Mulan, in Europa bekannt als tugendhafte und mutige Heldin aus dem gleichnamigen Disney-Film , lebte im fünften Jahrhundert. Ihr Name bedeutet „Blüte des Mangolienbaumes“. Sie stammt aus einem kleinen Dorf im Norden Chinas. Im Kampf gegen die feindlichen Horden eines wilden Volkes zog sie getarnt als Mann an der Stelle ihres Vaters , der zu alt und zu krank dafür war, in den Krieg. Sie wurde Heerführerin . Für ihre Hingabe und ihren Mut wird sie bis heute von vielen Chinesen verehrt. Schön, dass die Ballade von Mulan in das Buch eingebunden wurde.
Das ist der Ausgangspunkt für die Reportage der niederländischen Autorin Bettine Vriesekoop über das weibliche China . Dieses Land und seine Leute faszinierten sie schon als erfolgreiche Tischtennisspielerin, später studierte Bettine Sinologie und arbeitete längere Zeit in Peking. Sie weiß also wovon sie schreibt und hat gut recherchiert

Wir wissen wenig über China und über die Frauen des Landes noch weniger. „Gebundene Füße“ kommen uns in den Sinn. Aber :Was zeichnet selbstbestimmte Frauen in China aus? Wie verändern sie das Gesicht Chinas?
Bei der Beantwortung dieser Fragen beschäftigt die Autorin sich besonders mit Frauen der neuen Mittelklasse und interviewt unverheiratete Frauen zwischen zwanzig und fünfunddreißig Jahren und zwei Expertinnen für Frauenfragen .
Schwerpunkt ist für Vriesekoop die Verknüpfung der Selbstbestimmung der Frau mit der freien Auslebung ihrer Sexualität . Eine Thematik , die für diese Frauen das Problem darstellt , das wir aus vielen Kulturen kennen : die Orientierung an historischen Vorbildern auf der einen und der Wunsch nach Modernität auf der anderen Seite.
Durch die Gespräche wird uns klar, dass die Chinesinnen immer noch stark in alte Rollenmuster eingezwängt sind. Sie tragen die Folgen „Ein-Kind-Politk“, werden „Shengnü“- Essensrestchen genannt , wenn sie -gutausgebildet, unabhängig und erfolgreich- keinen Mann finden , weil die lieber nach „unten“ heiraten. Auch im heutigen China entscheiden Eltern häufig, wen ihre Tochter heiratet.
Die Autorin stellt ihre Fragen fundiert und einfühlsam , sie begibt sich mit ihren Gesprächspartnerinnen auf Augenhöhe. Dabei hat sie eine ungezwungene Art und bindet die Antworten oft in den Kontext der chinesischen Gesellschaft ein.
Oft erscheint uns China als bedrohliche harte neue Weltmacht , aber „Mulans Töchter“ zeigt eine andere – eine empathische Seite und vermittelt so ein humaneres Chinabild.