Skurril, spannend und sehr unterhaltsam

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rinoa Avatar

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Obwohl er seine Visitenkarten eher aus Spaß und aus einer Alkohollaune heraus hat drucken lassen, wird der namenlose Vinyl-Detektiv zu seiner eigenen Überraschung von der attraktiven Nevada Warren engagiert, eine seltene Schallplatte zu finden. Diese schweigt sich zwar über den eigentlichen Auftraggeber aus, schaut dem Detektiv bei seiner Suche aber gewissenhaft auf die Finger. Schon bald stellt sich heraus, dass auch noch jemand anderes hinter der LP her ist. Und der schreckt scheinbar vor nichts zurück.

Skurrile Typen, unterhaltsame Dialoge, viel Wissenswertes über Vinyl und eine interessante Story - „Murder Swing“ überzeugt in mehrerlei Hinsicht.
Zum einen der Vinyl-Detektiv, chronisch in Geldnot, lebt mit seinen Katzen in einer kalten Wohnung, weil er sich keinen neuen Boiler leisten kann, hat aber ein unglaubliches Wissen über Musik und Schallplatten und ist irgendwie doch echt ein cooler Typ – auch wenn er das selbst nicht weiß. Sein guter Freund Tinkler, der gerne kifft und nach dem Genuss von Alkohol die Treppe herunterfällt, Stinky, der immer im unpassenden Moment auftaucht und natürlich Nevada, die Geheimnisvolle, die jeden um den Finger wickeln kann.

Wie eine Schallplatte ist auch dieses Buch in A-Seite und B-Seite unterteilt, was eine schöne Idee ist. Der erste Teil – die A-Seite – besticht durch die absolut witzigen Dialoge vor allem zwischen dem Detektiv und Nevada. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und auch, wenn hier die Handlung nicht so sehr vorangetrieben und hauptsächlich die Suche nach der Schallplatte beschrieben wird, empfand ich dies als sehr spannend und hat mich immer zum Weiterlesen animiert.
Die B-Seite konnte mich dann leider nicht mehr ganz überzeugen. Es tauchen neue Personen auf, mit denen ich mich nicht ganz anfreunden konnte, es werden eher die Hintergründe aufgedeckt, was es mit dem besagte Vinyl auf sich hat und die Handlung nimmt deutlich an Fahrt auf.
Obwohl hier mehr passiert als noch im ersten Teil, hat der Lesefluss für mich etwas gestockt und manches wurde mir ein wenig zu schnell abgehandelt, so als hätte der Autor nur eine begrenzte Anzahl von Seiten zur Verfügung und müsste „fertig“ werden. Dies stand doch sehr im Gegensatz zur A-Seite, auf der alles recht ausführlich behandelt und erklärt wurde. Gerade zu Beginn der B-Seite hatte ich das Gefühl, ich würde ein anderes Buch lesen, so groß war der Unterschied und so abrupt änderten sich Personen und Schauplätze. Erst gegen Ende kam dann die Leichtigkeit und das Besondere des ersten Teils wieder zum Vorschein.

Alles in allem ist das jedoch Jammern auf hohem Niveau, „Murder Swing“ ist ein richtig tolles Buch, kein klassischer Krimi, aber durchaus spannend, sehr unterhaltsam und herrlich skurril. Der Autor lässt sein enormes Wissen zu allem, was mit Musik auf Vinyl zu tun hat, geschickt einfließen und man spürt seine Leidenschaft dafür. Klare Leseempfehlung!