Witzig, unterhaltsam, spannend - nicht nur für Jazzfreunde eine gelungene Lektüre

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xirxe Avatar

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Als die CDs auf den Markt kamen, wurde den Schallplatten ihr baldiger Tod vorhergesagt. Doch wie heißt es so schön: Totgesagte leben länger. Die Umsätze steigen wieder, wenn auch auf niedrigem Niveau, und SammlerInnen sind durchaus bereit, für seltene und gut erhaltene LPs kleine wie auch größere Vermögen zu bezahlen. Und mit genau diesem Thema stehen sie nun sogar im Mittelpunkt einer neuen unterhaltsamen Krimireihe.
Der namenlose Ich-Erzähler dieses Buches ist ein Vinylsammler (insbesondere von Jazz), wenn auch ohne jedes Vermögen. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er mit dem Durchforsten von Second-Hand-Läden, Flohmärkten und ähnlichem in der Hoffnung, günstig eine Rarität zu entdecken, die er mit einem entsprechenden Aufschlag wieder verkaufen kann - sofern er sie nicht seiner Sammlung hinzufügt. Eines Tages sucht ihn eine junge attraktive Frau auf, die ihm ein unwiderstehliches Angebot macht: Für einen hohen Geldbetrag soll er eine seltene LP finden. Natürlich nimmt er diese Offerte an und gemeinsam beginnen sie die Suche, müssen jedoch bald feststellen, dass sie offenbar nicht die Einzigen sind. Zudem häufen sich die Todesfälle in ihrer Umgebung - Zufall?
Wen an Krimis nur der aufzuklärende Fall ohne allzuviel Drumherum interessiert, sollte sich lieber eine andere Lektüre suchen. Alle Anderen aber erwartet eine amüsante und durchaus spannende Unterhaltung, die jedoch trotz der vergleichsweise vielen Toten bemerkenswert unblutig daherkommt. Während der Protagonist gemeinsam mit seiner Auftraggeberin bergeweise Plattenstapel durchwühlt, erfahren die Lesenden so ganz nebenbei jede Menge über bekannte und unbekannte Jazzgrößen, geschichtliche Hintergründe wie auch Wissenswertes über High-End-Produkte im Hifi-Bereich. Das mag jetzt vielleicht zäh und langweilig klingen, ist es aber ganz und gar nicht, denn die Hauptfiguren verbindet ein herrlich flapsiger Tonfall in ihren Gesprächen, der mich ständig zum Grinsen brachte. Wie beispielsweise auf dem Flohmarkt: "Schauen Sie sich doch die anderen Sachen an", schlug ich vor. "Ich habe dort drüben ein paar Schuhe gesehen." "Schuhe?", sagte sie. "Aus zweiter Hand?" "Aus zweitem Fuß", sagte ich. "Bekomme ich davon keine Warzen, diese Kornwarzen oder so etwas?" "Dornwarzen", korrigierte ich sie. "Bestimmt ein geringer Preis für ein Paar Jimmy Choos."
Ich habe mich bei diesem Buch richtig gut unterhalten gefühlt und werde mir bestimmt auch den zweiten Band dieser Reihe zulegen.