Sehr sympathisch, aber....

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
stephanus217 Avatar

Von

Zuallererst muss ich ausdrücklich betonen, dass ich vor jedem, der es schafft, ein Buch zu verfassen, allergrößten Respekt habe. Vielen spukt die Idee eines eigenes Buch ja irgendwann mal im Kopf herum. Wer dann tatsächlich die Energie aufbringt, die Idee auch zu verwirklichen, chapeau...

Umso mehr bedauere ich, dass das Ergebnis in meinen Augen nicht gelungen ist. Das fängt schon bei Äußerlichkeiten an. Das Buch ist im Selbstverlag erschienen – dagegen ist überhaupt nichts zu sagen, ermöglicht doch diese neue Option vielen jungen Autoren eine Veröffentlichung, die in renommierten Verlagen nie möglich gewesen wäre. Wenn das Bändchen dann aber in einem Format gedruckt ist, das deutlich kleiner als ein übliches Taschenbuchformat ist, wenn der gewählte Schriftgrad eher an ein Kinderbuch erinnert und wenn die Geschichte netto gerade mal 103 Seiten umfasst, tue ich mich mit dem Wort „Buch“ schwer. Hinzu kommt, dass die Illustrationen aus s/w kopierten Fotos bzw. kopierten Bleistiftskizzen bestehen, das ist nicht professionell.

Aber auch inhaltlich spricht mich das Buch nicht an. Die Protagonistin der 5 Kurzgeschichten ist eine Mutter, Muttl genannt, die sich immer noch um ihre 4 Kinder, allesamt längst erwachsen, Sorgen macht.
In der ersten Geschichte besucht sie ihren Sohn Raffael, der in einer Hippiekommune in Südspanien lebt. In der zweiten Geschicht strandet sie in einem zweifelhaften Hostel auf Bali, in dem sie auf Raffael warten muss, der diesmal als Backpacker in Asien unterwegs ist. In der dritten Geschichte bricht die ganze Familie, deren Wurzeln in Siebenbürgen liegen, mitsamt der Oma nach Rumänien auf, um die Orte der Vergangenheit zu besuchen, Nach der Trennung von ihrem Mann führt die nächste Geschichte Muttl, von ihrer Schwester überredet, in die Türkei, wo sie den allerersten Pauschalurlaub ihres Lebens verbringt – und wider Erwarten gefällt es ihr ausgezeichnet. Von dieser Reise gibt es sogar eine Variante – völlig unverständlich. In der letzten Geschichte lässt Muttl, gerade in Südfrankreich, alles stehen und liegen, um ihren plötzlich schwer erkrankten Sohn in München zu besuchen und nimmt diese Tortur kurz darauf wegen eines Rückfalls ein zweites Mal auf sich.

Ich habe nicht herausgefunden, was die Geschichten mir sagen sollen. Sie stehen zusammenhanglos nebeneinder; sie sind weder außergewöhnlich, noch kurzweilig, noch lustig und eine sonstige „message“ konnte ich auch nicht ausmachen.
Und schließlich verstehe ich das Aufhebens nicht, das die Autorin um die Frage macht, ob es sich um wahre oder zumindest im Kern wahre Berichte, oder aber um fiktive Geschichten handelt. Eigentlich sollte sich ein Autor diesbezüglich klar erklären.

Verwundert war ich, als ich feststellen musste, dass es sich hier nicht um ein Erstlingswerk gehandelt hat, ob die Vorgänger ähnlich gestrickt waren? Anyway, ein solches Werk tatsächlich am Markt anzubieten, zeugt aber zumindest von einem gesunden Selbstbewusstsein.