Einfach mal anders: der Tod in Persona

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annago Avatar

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„Nach uns der Himmel“ von Simone Buchholz ist ein Roman, der mit seiner ungewöhnlichen Perspektive und seinen philosophischen Untertönen stark beeindruckt. Auf den ersten Blick erscheint die Geschichte recht simpel: Eine Gruppe von acht Menschen verbringt gemeinsam Zeit auf einer sonnigen Mittelmeerinsel und schlendert durch die kleine, verschlafene Stadt. Doch schnell entfaltet sich unter dieser Oberfläche eine tiefgründige Geschichte über das Leben, den Tod und das, was vielleicht danach kommt.

Buchholz versteht es, ihre Figuren von Anfang an klar zu zeichnen. Sehr detailreich und doch nüchtern stellt sie uns die Gedanken und Emotionen der einzelnen Charaktere vor – acht Menschen, die sich in einem scheinbar leichten Urlaubsszenario begegnen, aber alle eine tiefere Last zu tragen scheinen. Diese Figuren begegnen sich und entwickeln vor unseren Augen eine Art von Selbsterkenntnis, während sie, und das wird langsam deutlich, nur noch für kurze Zeit auf dieser „Insel des Lebens“ verweilen.

Ein zweites, unscheinbareres Setting tritt nach und nach in den Vordergrund: Figuren einer Parallelwelt, die die Urlaubenden unbemerkt beobachten und subtil beeinflussen. Diese Geister oder Wesen aus einer anderen Realität greifen immer wieder ein und lenken die Charaktere in unerwartete Richtungen, was die Atmosphäre des Buches nachhaltig prägt. Es wird klar, dass die Figuren sich in ihren letzten Lebensminuten befinden und auf das Ende ihres Daseins zusteuern. Diese Erkenntnis bringt eine latente Spannung und Melancholie mit sich, die sich durch das gesamte Buch zieht. Auf den ersten Blick scheint die Geschichte freundlich und leichtfüßig erzählt, doch hinter der scheinbaren Idylle lauert eine tiefere, fast beunruhigende Schwere.

Ein interessanter Vergleich drängt sich hier mit der amerikanischen Serie „Upload“ auf. In beiden Werken erleben die Charaktere eine Art „Zwischenwelt“ oder „Nachwelt“, die sie zwingt, sich mit dem eigenen Tod und den Entscheidungen ihres Lebens auseinanderzusetzen. Während „Upload“ jedoch eine virtuelle, technisierte Nachwelt in den Mittelpunkt stellt, die unsere modernen Vorstellungen von Technologie und sozialen Strukturen kritisch beleuchtet, ist „Nach uns der Himmel“ auf eine poetische, introspektive Weise aufgebaut. Die beiden Werke nähern sich demselben Thema von verschiedenen Seiten – „Nach uns der Himmel“ scheint dabei besonders an den inneren Abgründen und ungeklärten Sehnsüchten seiner Figuren interessiert zu sein. Die Zwischenwelt ist hier kein Ort für Simulationen, sondern eine emotionale, psychologische Ebene, in der das Menschliche selbst auf die Probe gestellt wird.

Allerdings muss ich zugeben, dass mir nicht jede Wendung oder Anspielung sofort klar wurde. Die Vielschichtigkeit und die surrealen Momente des Buches erforderten an einigen Stellen erhöhte Aufmerksamkeit und etwas Zeit, um die subtile Symbolik vollständig zu erfassen. Dennoch entfaltete sich so eine Sogwirkung, die den Roman zu einem echten „Page-Turner“ für mich machte. Die eigentümliche Mischung aus nüchterner Beobachtung und poetischer Tiefe hat mich fasziniert, auch wenn ich manches Mal innehalten musste, um einen Hinweis oder eine Andeutung richtig zu deuten.