„Das Theater,...ist ein Irrenhaus und die Oper seine geschlossene Abteilung“

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leukam Avatar

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Sven-Eric Bechtolf ist Schauspieler und Theater- und Opernregisseur. Dies ist sein 2. Buch und es ist in dem Milieu angesiedelt, das der Autor bestens kennt: dem Theater. Hauptfigur ist der Regisseur Herwig Burchard, ein Mann über sechzig, der seine erfolgreichsten Jahre längst hinter sich hat. Früher inszenierte er an den großen Häusern weltweit, nun ist er in der Provinz gelandet. Auch seine Ansichten zum Theater gelten als rückständig, ja reaktionär, passen nicht in den modernen Theaterbetrieb. Dem Publikum gefällt zwar seine Arbeit, aber die ansässigen Kulturvertreter wollen ihn loswerden; v.a. weil sie selbst Ambitionen auf seinen Posten haben. Als Burchard vom stellvertretenden Chefredakteur der örtlichen Zeitung böse diffamiert wird, kommt es zur Eskalation. Burchard greift zu „ handfesten“ Argumenten und verliert daraufhin seine Anstellung.
Gleichzeitig hat er sich noch heftig in eine sehr viel jüngere Schauspielerin verliebt, die mit einem Kollegen liiert ist.
Frustriert zieht Burchard einen Schlussstrich unter sein bisheriges Leben und versucht einen Neuanfang. Er macht seinen ganzen Besitz zu Geld und kauft damit ein Haus in einem kleinen Dorf in Apulien. Aber die Vergangenheit holt ihn auch hier wieder ein.
Sven- Eric Bechtolf hat mit diesem Roman ein interessantes Künstlerportrait geschaffen. Er schreibt von den Anfängen , den großen Erfolgen, den zahlreichen Liebschaften , aber auch vom Scheitern der Ehe , dem Tod des Sohnes bis zum Abstieg im Alter und der Einsamkeit. Er schildert einfühlsam die Entwicklung dieser Figur vom egozentrischen, schroffen Künstler zu einem Menschen, der spät erkennt, was das Wesentliche ist im Leben.
Das Buch liefert ebenso einen tiefen Einblick in die Theaterwelt. Sven-Eric Bechtolf erzählt lebendig von den Schwierigkeiten beim Inszenieren, von Eifersüchteleien und verletzten Eitelkeiten hinter der Bühne. Nicht die hohe Kunst, sondern Intrigen und Kungelei beherrschen den Kulturbetrieb.
Gleichzeitig bringt uns der Autor sein Verständnis von Theater nahe. Er lässt seine Hauptfigur über die Aufgabe des Theaters philosophieren, plädiert durch dessen Mund für Werktreue und verdammt die Auswüchse des Regietheaters. Seitenhiebe auf das Feuilleton gehören auch dazu.
Mit feinem Spott und viel Ironie erzählt der Autor seine Geschichte. Der Roman liest sich leicht, ist unterhaltsam und spannend, die Dialoge sind spritzig, die Figuren leicht überzeichnet. Nur das Ende war mir etwas zu blutig und auch zu viel Happy-End.
Trotz dieser Einschränkung kann ich „ Nichts bleibt so, wie es wird“ empfehlen, v.a. für Leser, die sich für das Theater interessieren.