Es lebe das Theater!

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suse9 Avatar

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Ich bin mir ganz sicher. Für dieses Buch vergebe ich gerne 5 dicke Punkte. Nur beim Warum komme ich ins Grübeln. Der Roman „Nichts bleibt so, wie es wird“ bietet alles, was ich an Büchern liebe und auch nicht ausstehen kann. Wunderbarer Humor, tiefgründige Gedanken, ein bisschen Spannung, eine Prise Liebe, kitschige überzogene Szenen, unglaubwürdige Zufälle, klischeevolle Charaktere. Und trotzdem genoss ich jede Zeile, kuschelte mich in meine Leseecke und vergaß die Welt um mich herum. Es war einfach mein Buch.

Der griesgrämige, knorrige Herwig Burchard eckt gerne an. Es ist ihm egal, ob er seine Mitmenschen mit seiner Offenheit verletzt oder einschüchtert. Er weiß, was er kann und wem das nicht gefällt, wird zur Seite gestoßen. Irgendwann kommt er aber an einen Punkt, wo es so nicht mehr weitergeht. Er wird abserviert. Als Regisseur will man ihn nicht mehr, Freunde hat er so gut wie keine und Geld? Darüber musste er sich bislang keine großen Gedanken machen. Nach seiner letzten Premiere am Kobrücker Theater steht er vor der Frage nach dem Wohin.

Sven-Eric Bechtolf hat eine angenehme Art zu schreiben. Die Worte wirkten unaufgeregt und rund. Der Humor hatte es in sich, war aber nicht aufgesetzt und albern, obwohl es nicht an albernen Szenen mangelte. Meine anfängliche Befürchtung, dass der Roman zynisch werden könnte, löste sich ziemlich schnell auf, und das Lesen bereitete Vergnügen. Mit Sicherheit ist es von Vorteil, wenn man das Theater mag. Bechtolf gibt einen erhellenden Einblick hinter die Kulissen, der sowohl erschreckte als auch amüsierte. Über Vieles, was er sagte, sollte man genauer nachdenken, manches nicht auf die Goldwaage legen. Es beruhigt, wenn Autoren über sich selbst lachen können.