Schräg und später auch ergreifend

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lunamonique Avatar

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In seinem Roman „Nichts bleibt so, wie es wird“ nimmt Autor, Schauspieler, Theater- und Opernregisseur Sven-Eric Bechtolf die Theaterwelt auf schräge, tragische und satirische Weise aufs Korn.

Die Opernpremiere seines Figaro steht für den 63jährige Regisseur Herwig Burchard unter einem düsteren Stern. Nicht nur der Dirigent bringt ihn zum Verzweifeln, auch Kritiker Dr. Dr. Dietmar Müßig, stellvertretender Chefredakteur der „Kobrücker Nachrichten“, steht mit einem seiner üblichen Verrisse in den Startlöchern. Kein Wunder, dass ein Streit ausufert.

Der direkte Einstieg mit Herwig auf 180 und einer sehr gefassten Referentin ist gelungen. Frau Bruck ist wie Herwig ein Unikat und der krasse Gegensatz an Selbstbeherrschung. Sie bildet die Konstante des Romans und wirkt wie ein Fels in der Brandung. Hauptfigur Herwig Burchard ist mit seinem schroffen Verhalten keine Identifikationsfigur. Im Laufe der Geschichte kommt aber ein ganzer anderer Mensch zu tage, dem das Glück zu gönnen ist. Der Roman nimmt sich dem Thema „Alter“ mit Seitenhieben gegen Kritiker und hochrangigen Theaterakteuren an. Hinter den Kulissen werden Intrigen gesponnen und Dritte ins Abseits gedrängt. Kobrück ist Herwigs letzte Station einer erfolgreichen Karriere. Mit Sarkasmus und Ironie wird seine Geschichte erzählt. Tatsächlich stimmen die Meinungen von Publikum und Kritiker nicht überein. Persönliches ist der Grund für Abwertungen und Verrisse. Eskalationen nehmen Fahrt auf. Modernes Theater trifft auf alternden Regisseur. Nebenfiguren wie Alberto und besonders Handwerker Robert haben Unterhaltungswert. „Porca miseria!“ wird zum Dauerkalauer. Die Wende ins Tragisch-Dramatische überrascht. Spannung kommt auf. Der Roman erinnert an ein Bühnenstück. Das letzte, facettenreiche Buchdrittel hat einen hohen Unterhaltungswert. Schicksalhaftes und Ergreifendes fesselt. Der Epilog setzt humoristisch und emotional noch einen drauf. Viel Feinsinn und ein berührender Abschluss.

Der Titel hat Humor und passt perfekt zum Inhalt. Hintergrund und Farben sind sehr gut gewählt. Mit wenigen Mitteln ein Cover, das Aufmerksamkeit erregt. „Nichts bleibt so, wie es wird“ entfaltet zu spät seine tatsächliche Qualität. Es lohnt, sich Zeit für diesen Roman und seine Hauptfigur zu nehmen. Der Wandel, die Veränderung ist das Besondere und die Suche nach dem Glück.