Theater auf und hinter der Bühne

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,,Nichts bleibt so, wie es wird“ Schon beim Lesen des Titels stutzt man etwas. Aber er weckt Neugier und so stürzt man sich in das Leseabenteuer. Zu Beginn dieses Romans von Sven-Eric Bechtolf ist Herwig Burchard, 63 Jahre alt, ein ehemals weltweit agierender und sehr erfolgreicher Regisseur. Als mit Mitte 50 die Engagements langsam aber sicher ausbleiben, landet er mit Hilfe eines ehemaligen Studienkollegen am Theaer in der Provinztheater. Zunächst ist er hier auch erfolgreich. Aber inzwischen ist die Freundschaft zum Intendanten, die ihm einst zu diesem Job verhalf abgekühlt, in der Welt der Kultur wird mit harten Bandagen gekämpft und es beginnt wieder der Kampf ums berufliche Überleben. Herwig Burchard geht hierbei nun nicht gerade besonnen und diplomatisch vor. Leicht schrullig bis egozentrisch kann man ihn wohl nennen. Theater ist somit nicht nur sein Beruf, sondern auch sein Leben und Auftreten im Privaten kann man trefflich mit ziemlich viel Theater beschreiben.
Das Buch ist abwechslungsreich, es pflegt bis weilen etwas sehr gängige Klischees über das Sein der Welt der Kultur: Eskapaden in der Liebe, Intrigen beim Kampf ums Überleben auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
Im weiteren Verlauf des Buches bekommt man einen Einblick in seine Lebensgeschichte, vor allem die Jugend zunächst geprägt vom harten Großvater und ein Schicksalsschlag als junger Erwachsener, den er verdrängt hat, der ihn aber geprägt hat, werden beschrieben. Die Handlung wechselt so zwischen Gegenwart als alternder Regisseur und seiner Vergangenheit.
Ein bewegender Roman, mal zum Lachen, mal eher trist. Der Protagonist ist und war kein Glückspilz, aber auch kein Charmeur, er macht es anderen auch nicht gerade leicht, ihn ins Herz zu schließen. Wer Einblicke in die Welt der Kunst des Schauspiels mag und ein bisschen Sinn für leichten Sarkasmus hat, liegt bei diesem Buch richtig. Das letzte Drittel beschreibt dann sein neues Leben. Ein ruhiges Leben, in einem sehr kleinen Dorf in Italien. Mit der Ruhe wandelt sich auch das Auftreten des Protogonisten. Mehr will ich hier nicht verraten. Das Buch hat mir gefallen, es beschreibt einen interessanten Charakter. Das letzte Drittel ist etwas sehr heile Welt. Aber wer sehnt sich nicht heimlich nach ihr? So liefert dieses Buch auch einen Hoffnungsschimmer, wenn man gerade denkt, das wars, jetzt kommt nichts Gutes mehr, treten von unverhoffter Seite Lichtblicke ins Leben und ins Dunkel. Ein Roman mit Hoffnung, ohne Kitsch, kein Märchenbuch. Es liefert gute Unterhaltung und ist auch als Geschenk empfehlenswert.