Drama, Liebe und Vergangenheit

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Als ihr Bruder bei einem Autounfall starb, brach für die damals noch junge Jana eine Welt zusammen. Seither ist alles anders – die Beziehung zu ihrer Schwester, ihren Eltern, und ihren besten Freund von damals hat sie auch verloren. Kein Wunder, dass Jana einen riesigen Schock bekommt, als eben dieser in einem Buchladen vor ihr steht. Warum ist Leander zurück? Und warum verspürt sie den Drang, unbedingt mit ihm zu reden?

Das Buch ist eine Mischung aus Romanze und Drama und zeigt sehr deutlich und anschaulich, wie einschneidende Erlebnisse auf Menschen einwirken und wie unterschiedlich diese damit umgehen. Zudem wird klar: Erst, wenn man sich den Problemen stellt, kann man tatsächlich damit abschließen. Die einzelnen Charaktere sind sehr realistisch geformt, ihre Verhaltensweisen mögen vielleicht nicht immer logisch sein, aber nachvollziehbar auf jeden Fall, wenn man die ganze Geschichte dann kennt. Der Autounfall und Leanders Rolle darin, ist ein Faktor, der den Leser dazu treibt, weiterzulesen, denn schließlich ist es wie ein Kriminalfall, den man aufklären möchte.
Allerdings hätte das natürlich auch viel schneller gemacht werden können, so dass die „Enthüllung“ am Ende schon viel früher im Buch kommt. Allerdings ist es dennoch in Ordnung, dass die Autorin sich entschieden hat, dass ihre Charaktere da noch nicht so weit sind, denn vom Plot her passt es, dass man so etwas mal nicht einfach nach dem ersten Wiedersehen bespricht.

Insgesamt war das Buch rückblickend doch recht dramatisch, denn selbst alle Nebencharaktere hatten tiefe seelische Wunden oder einfach große Probleme zur Zeit, so dass ständig jemand anderes im Mittelpunkt stand und doch alles zusammen gehört. Man könnte jetzt sagen, dass das zu überspitzt dargestellt ist, aber während des Lesens kam es mir überhaupt nicht so vor. Im Leben gibt es ja mal tatsächlich Phasen, die einfach für alle chaotisch sind.

Ein bisschen enttäuscht war ich von der „Aufklärung“ am Ende und auch die Tatsache, warum es bisher nicht angesprochen wurde in all den Jahren ist zwar irgendwie logisch, aber auch nicht. Es ist schwer, jetzt etwas zu sagen, da die meisten Leser dieser Rezension ja das Ende noch nicht kennen. Aber ich kann so viel sagen: Dass so viele Menschen ein Geheimnis mit sich rumschleppen, an dem nicht nur sie, sondern auch ihre Verwandten kaputt gehen, ist wahrscheinlich, aber wenn es dann an den Punkt kommt, an dem man es lüften könnte, tut es keiner, was ich seltsam finde. Denn noch mehr schaden würde es den anderen auch nicht: Über das Drama damals ist keiner hinweg gekommen.

Wie bei allen Büchern, in denen ein Geheimnis in der Luft schwebt, ist es schwer zu sagen, ob der Plot nur deswegen so leichtgängig war, weil man als Leser dazu getrieben war, schnell zu lesen, um zu erfahren, was damals geschah. Ich finde, dadurch dass das Buch die erwähnten anderen Dramatiken hat, liest man automatisch mit viel Druck dahinter, was sich positiv auswirkt. Man hat Freude beim Lesen und leidet mit den Charakteren mit.

Einige Szenen fand ich lediglich zu überspitzt, beziehungsweise zu zufällig plot-technisch passend, z.B. am Anfang, als Jana zufällig von Leander gerettet wird, als sie sich beim Surfen verletzt. Glück gehabt, dass der Hauptcharakter als Hobby so etwas betreibt und sich nachts im Park herumtreibt (mit Freunden, die wohl alle nicht eingreifen konnten), so dass der neue Charakter gleich mal als Held darsteht.
Aber letztendlich ist es ein Jugendbuch (und kein schlechtes, in der Tat) und alle fiktiven Bücher sind so gestaltet, dass Szenen passend zum Plot sind, so dass ich dennoch 4 von 5 Sternen vergeben kann.