Eine komplizierte Beziehung

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rebekka Avatar

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Jana trifft fast der Schlag, als plötzlich Leander vor ihr steht. Vor sechs Jahren hatte der damals 16jährige einen Autounfall verursacht, bei dem ihr Bruder Tim ums Leben kam. Danach verschwand er spurlos – und beide Familien brachen auseinander.

Aus dieser Situation heraus entwickelt Lea Coplin eine Geschichte, die komplizierter nicht sein könnte. Einerseits will die 18jährige Jana mit Leander nichts mehr zu tun haben. Andererseits entdeckt sie mit der Zeit Gefühle für ihn, die sie selbst überraschen. Dass sich auch Leander in sie verliebt, macht die Sache nicht einfacher.

Lea Coplin geling es in diesem Jugendroman sehr gut, den Zwiespalt herauszuarbeiten, in dem ihre beiden Protagonisten stecken. Sie lässt die Geschichte abwechselnd von beiden erzählen, was ihr die Gelegenheit gibt, deren Gefühle, Gedanken und Wünsche direkt darzulegen. Coplin schreibt flüssig, ohne der Versuchung zu erliegen, sich durch flapsige Jugendsprache bei ihren Leserinnen und Lesern anzubiedern. Das macht das Buch auch für Erwachsene gut lesbar.

Ein paar Kritikpunkte gibt es trotzdem. Zur Zeit des Unfalls war Leander 16, also bereits ein Teenager, Jana aber erst ein Kind von zwölf Jahren. Trotzdem schildert Lea Coplin das Wiedersehen so emotional, als seien die beiden schon damals ein Liebespaar gewesen. Das hätte die Autorin anders lösen müssen. Abgesehen davon spannt sie ihre Leserschaft mit der unbeantworteten Frage, was denn vor sechs Jahren zu dem Tod des Bruders geführt hatte, viel zu lange auf die Folter. Jana beklagt sich öfter, dass ihr niemand erzählt hatte, was damals geschah. Als ihr aber Leander in einem Brief die ganze Angelegenheit detailliert schildert, weigert sie sich, das Schreiben zu lesen. Das passt nicht zusammen.

Trotzdem empfehle ich das Buch, weil es deutlich macht, wie wichtig ehrliche Kommunikation ist – nicht nur für junge Leute.