Für mich nicht das passende Buch

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Der Einstieg in „Nichts ist gut. Ohne dich.“ fiel mir leicht und war auch gut umgesetzt, denn nach sechs Jahren Funkstille steht Leander plötzlich wieder vor Jana. Der Verlauf dagegen wurde von Seite zu Seite schwacher. Die komplette Handlung verlief sich im Nichts und es passierte nicht wirklich etwas Spannendes. Es ist weder die von mir erwartete romantische noch eine wirklich dramatische Liebegeschichte. Jana und Leander treffen sich einfach ab und zu und unternehmen etwas, aber nichts davon empfand ich als wirklich aufregend. Dadurch hatte das Buch natürlich auch seine Längen.

Zwei Punkte, bei denen mir ganz klar die Gefühle in dieser Story gefehlt haben: Tims Tod und die Liebesgeschichte. Es hat mich gestört, dass die Autorin neben Tims Tod noch ein weiteres schweres Schicksal innerhalb von Leanders Familie in die Handlung eingebaut hat. Meiner Meinung nach, hätten die zwei Protagonisten sich auf den Tod von Janas Bruder konzentrieren und diesen endlich vernünftig aufarbeiten sollen, statt zusätzlich noch das zweite schwere Thema einzubauen. Dadurch blieb Tims Tod für mich einfach zu distanziert, obwohl er eigentlich eine wichtige Rolle spielt. Oder spielen sollte. Dann die Liebesgeschichte: Klar war es irgendwie auch schön zu lesen, wie beide sich gegenseitig gut tun, aber ganz ehrlich? Ich konnte keinen Punkt ausmachen, an dem ich diese Liebe gespürt hätte. Nichts war wirklich intensiv, ich habe kein großes Knistern zwischen Leander und Jana gefühlt. Für mich war das eher so: „Aha, jetzt sind die beiden also irgendwie zusammen.“


"Und dann denke ich, auch manche Beziehungen würden weniger leidvoll enden, wenn man sie gar nicht erst eingegangen wäre. " S. 172

Ich hatte lange kein Buch mehr, bei dem ich so starke Probleme mit den Charakteren hatte. Jana ist ein sehr komplizierter Charakter. Sie ist gleichgültig, teilweise kindisch und ich empfand sie als sehr anstrengend. Sie lässt ihr Leben schleifen und nimmt den Tod ihres Bruders für alles als Ausrede. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass dies ein einschneidendes Erlebnis ist, aber was mich an der ganzen Sache richtig gestört hat, ist, dass Jana auch nie hinterfragt hat. Zumindest als sie älter wurde, hätte sie meiner Meinung nicht mehr einfach nur hinnehmen können. Selbst heute, als Leander endlich alles klären will, blockt Jana ihn immer wieder ab. Ich konnte das einfach nicht verstehen. Zu Leander kann ich noch weniger sagen. Beiden fehlte einfach die Tiefe, denn ich kann mich an keine Charaktereigenschaft oder sonst etwas erinnern, dass die beiden als Person ausgemacht hätte. Beide definierten sich nur über den Tod von Tim. Die Einzige, die ich wirklich von allen Charakteren mochte, war Leanders Mutter. Weil ich ihre Ansichten am besten verstehen konnte und mit ihren Aussagen hat sie mich als einzige in diesem Buch berührt.

Lea Coplin einen schönen Schreibstil, der sich der Zielgruppe anpasst – leicht, locker und jugendlich. Besonders passend fand ich an dieser Stelle die SMS-Chats, die alles ein wenig aufgelockert haben. Die sommerliche Münchener Kulisse passt super und bietet einen wahren Wohlfühlfaktor. Auch gefallen haben mir die einzelnen Beschreibungen. Die Umgebung hatte ich gut vor Augen. Ebenfalls sehr nachvollziehbar beschrieben war Janas innere Zerrissenheit gegenüber Leander.


ZUSAMMENFASSEND
Es tut mir tatsächlich fast schon ein bisschen weh, aber „Nichts ist gut. Ohne dich.“ war einfach nicht das passende Buch für mich. Die Story schleppte sich dahin und hatte einige Längen, die Charaktere waren mir unsympathisch, ihnen fehlte die Tiefe und jegliche Gefühle blieben aus. Lea Coplin hätte eine gute Story daraus zaubern können. Allein schon, wenn Leander und Jana den Tod von Tim endlich richtig aufgearbeitet hätten. Einzig der lockere Schreibstil und Leanders Mutter reißen ein bisschen das Ruder wieder herum. Letztendlich aber war die Geschichte für mich einfach nicht gut umgesetzt.