Eine Familie zerbricht

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leserattenmama Avatar

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Die Großfamilie Cardinal, die im ländlichen Kanada zur Mitte des 20. Jahrhunderts lebt, hat so ihre eigenen Gesetze durch die unvorstellbare (und unwahrscheinliche) Anzahl von 21 Kindern - die Mutter ist mit Kochen statt Kindererziehung beschäftigt, so dass die Kinder sich gegenseitig in ihre Schranken weisen. Der Zusammenhalt in diesem chaotischen, sehr einfachen bis ärmlichen Haus ist groß - bis zu einem Ereignis, dass die Familienmitglieder innerlich erstarren und in alle Himmelsrichtungen auseinandergehen lässt. Jeder hat über diesen tragischen Tag ein Teilwissen, auch als Leser erfährt man erst im letzten Kapitel die ganze Wahrheit.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, einzig die vielen Personen verwirren etwas - es gibt an keiner Stelle eine Auflistung, wer wann geboren wurde und welchen Spitznamen, mit denen sich die Kinder untereinander anreden, innehat. Ist aber letztlich auch nicht wichtig - es reicht, wenn man die zentralen 5 Figuren, welche jeweils ein Kapitel aus ihrer Sicht berichten, kennt. (Die Geschichte wäre auch mit einer realistischeren Anzahl von 10Kindern packend gewesen)
Die Kinder scheinen oberflächlich mit permanenten Machtkämpfen beschäftigt zu sein, aber aus den Kapiteln kommt dann doch heraus, wie viel Gespür sie für die Besonderheiten der anderen haben. Dieses Einfühlungsvermögen, gepaart mit dem Wunsch, die anderen Familienmitglieder zu schützen, beeindruckt.
Ein schöner Roman über Familie, Rücksichtnahme und Zusammenhalt, der relativ schnell gelesen ist, aber dann eine Weile nachklingt.