Grandioser Roman über eine Großfamilie

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dajobama Avatar

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Niemals ohne sie – Jocelyne Saucier

Saucier erzählt in diesem Roman die Geschichte einer wirklich chaotischen kanadischen Großfamilie. 21 Kinder, das ist enorm. Es geht drunter und drüber, es wird gezofft und geprügelt. Doch wenn's drauf ankommt, halten die Cardinals zusammen. Denn den sturen Hitzkopf haben sie alle.
Bei einem mehr oder weniger freiwilligen Familientreffen nach 30 Jahren, wird klar, dass ein dunkles, tragisches Geheimnis die Familie damals auseinandergetrieben und in alle Winde verstreut hat.

"Sie glauben, ich hätte schon immer von Australien geträumt. Die Wahrheit ist, dass ich diese Familie nicht mehr ertrage." Seite 138

Es geht um die vielen Geschwister, sowieso ein Wunder, wie Saucier es schafft, dem Leser viele starke, einzigartige Charaktere nahezubringen, allesamt auch noch mit Spitznamen, wie Jeanne D`Arc oder Wapiti. Dennoch gelingt es überraschend gut, den Überblick zu behalten.
Und es geht um die Besitzansprüche an einer alten Mine. Der Familienvater hat einst ein großes Zinkvorkommen entdeckt, wovon sich die Familie finanzielle Sorglosigkeit versprochen hatte. Doch dieser Lohn blieb leider aus.

Abwechselnd wird die Geschichte von verschiedenen Familienmitgliedern erzählt. Saucier hat einen tollen Erzählstil und eine großartige Erzählstimme, getragen von Verlust und Schmerz. Ausgehend von den unterschiedlichen Erinnerungen der jeweiligen Geschwister, bewegt sich die Handlung, spannend wie ein Krimi, zurück bis zu dem einen entscheidenden Moment, der ihrer aller Leben prägte.
Vielleicht ein ganz kleines bisschen arg pathetisch, auf jeden Fall aber unheimlich traurig und zugleich schön.
Dringende Leseempfehlung!

"In dieser Familie ging es nie darum, glücklich zu sein. Also kann man sich auch nicht beschweren, dass wir es nicht geschafft haben." Seite 222