Das Leben des Anderen

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Als Markus mit seinen Eltern in die Nähe der Chemiefabrik zieht, ahnt er noch nicht, welche Auswirkungen dies auf sein Leben haben wird. Eines Tages trifft er auf Reiner Nilowsky. Der ältere Junge fasziniert und ängstigt Markus zugleich. Seine obskuren Weltanschauungen und seine teilweise kindliche Naivität fesseln Markus. Er lernt Nilowskys Vater kennen, einen Kneipenwirt und Alkoholiker, der seinen Sohn schlägt. Durch Reiner lernt Markus auch die afrikanischen Hilfsarbeiter kennen, die in einer Barracke leben. Und dann ist da noch Carola, das Mädchen, das Reiner heiraten will, die aber darauf besteht, nicht altern zu wollen. 13 scheint ihr ein angenehmes Alter zu sein. Auch Markus verliebt sich in das Mädchen, will aber wegen Nilowsky nicht weiter darüber nachdenken. Immer mehr wird Nilowsky zum Dreh- und Angelpunkt in Markus` Leben. Seien es die teilweise wahnwitzigen Ansichten des Jungen oder aber die einfachen Grundregeln, mit denen Nilowsky die Welt erklärt. Für Markus wird die Beziehung zu einer Qual. Als der alte Nilowsky stirbt, behauptet Reiner, ihn getötet zu haben. Carola erzählt eine andere Geschichte. Eines Tages wird Reiner gegenüber Carolas Mutter handgreiflich, muss sich vor der Polizei verstecken. Für Markus die Gelegenheit, sein eigenes Leben wieder anzugehen. Er wird ein guter Schüler, verliebt scih unglücklich. Doch trotzdem scheint der Schatten des verschwundenen Freundes über ihm zu schweben. Reiner taucht wieder auf, dirigiert Markus in seiner eigenen Art. Als Nilowsky die alten Barracken niederbrennt, muss er ins Gefängnis. Auch Carola verliert Markus aus den Augen, obwohl er immer noch heimlich in sie verliebt ist. Nach seiner Haftzeit heiratet Reiner Carola. Sie treffen sich mit Markus, der Carola für unglücklich hält. Nilowsky scheint seine Psychosen erweitert zu haben, spricht von Selbstmord. Als auch letzte Versuche einer Annäherung scheitern, verschwindet Reiner. Und auch der erneute Versuch, Carola für sich zun gewinnen, läßt Markus scheitern. Langsam scheinen sich alle aus dem Netz ihrer Jugend befreit zu haben, wenn auch Nilowsky nie ganz weg sein wird.
Die Geschichte um Nilowsky ist geheimnisvoll und traurig zugleich. Die Personen suchen letztendlich alle nach Liebe, die ihnen verwehrt bleibt. Nilowsky, der mit seiner Gedankenwelt so ganz anders ist, als die nüchterne sozialistische Welt es vorsieht, nimmt den Leser in seinen Bann. Trotzdem will man Markus rüttelt, in aus den ungesunden Fängen des Nilowsky befreien. Es bleiben einsame Menschen zurück, unfähig, ihre Gefühle zu zeigen. Sie scheitern an der eigenen Unfähigkeit, eine eigenständige Persönlichkeit zu behaupten. Was nicht von den Zwängen des Regimes bestimmt wird, wird durch die beherrschende Gedankenwelt Nilowskys dominiert. So mag der Protagonist als Symbol stehen für die Gedankenkontrolle über ein ganzes Volk. Andererseits ist Nilowsky auch ein Mahnmal für einen unbezwingbaren Charakter, der sogar ins Gefängnis geht, um seine Überzeugung zu verteidigen. Nilowsky ist mehr als nur ein Verrückter. Vielleicht hat er die einzige Möglichkeit gefunden, sich nicht korrumpieren zu lassen. Er wird ein Mysterium bleiben.