Eine Zwischenzeit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
wal.li Avatar

Von

Zum Unwillen des 14jährigen Markus Bäcker ziehen die Eltern an den Stadtrand von Ost-Berlin, um näher an ihrem Arbeitsplatz zu wohnen. Markus wäre lieber in der Stadt geblieben. Und so streunt er erstmal ein wenige in der Gegend rum, eigentlich um keine Kontakte zu finden. Da hat er aber nicht mit dem etwas älteren Reiner Nilowsky gerechnet. "Komm, wir gehen!" so oder so ähnlich lautet die Aufforderung, der Markus neugierig nachkommt. Und er erhält eine kleine Lektion, wieso es in der Nähe des Chemiewerkes drei Grad wärmer ist als im restlichen Berlin. Und wie man mit Hilfe der Körperwärme des Gestanks Herr werden kann. Zwischen den beiden entsteht eine Freundschaft, die auch von Nilowskys schwierigen Familienverhältnissen nicht gestört wird.
Wie eine Zwischenzeit erscheint die Jugend. Gefühlt ewig dehnt sich die Zeit, um im Nachhinein doch so schnell vergangen zu sein.
Ein wenig aus der Zeit gefallen ist Nilowsky, ein wenig seltsam auch. Doch trifft er bei Markus auf Interesse und offene Ohren für seine eigenartigen Ideen. Gerade richtig für den ein paar Jahre Jüngeren um zu Nilowsky aufzublicken. So hätte ein großer Bruder sein können. Verbindungen hat Nilowsky, doch seine Freunde sind rar gesät. Früh schon musste er in der Kneipe seines versoffenen Vaters aushelfen und hat nun mit einer Kellnerlehre begonnen. Ein ziemlicher Gegensatz zu Markus, der bald eine höhere Schule besuchen soll. Doch sie halten zusammen die beiden. Was sollte sie auch trennen. Gäbe es nicht Carola. Für Nilowsky steht fest, er wird sie heiraten. Und Markus, er müht sich seine erwachenden Gefühle zu unterdrücken.
Man möchte, dass die Jugend nie vergeht, dass die Zeit stehen bleibt. Nilowsky und Markus eine jugendliche Männerfreundschaft, die durch die Unterschiedlichkeit der beiden Pubertierenden, manchmal ein paar Rätsel aufgibt. Doch so ist es vielleicht, hat nicht jeder in dieser Lebensphase ein Idol, dem er nacheifert, an dem er sich reibt. Ein Zeichen des Erwachsenwerdens in späteren Phasen diesem Idol zu entwachsen und mit etwas Wehmut zurückzublicken. Später, wenn das Leben eine andere Richtung genommen hat, wenn man gemerkt hat man braucht keine Idole mehr.
Ein erfrischendes Buch, mit dem der Leser eine Jugend in der DDR der 70er Jahre miterleben kann.