Handlung mit Potential, Sprachbild und Ende mangelhaft

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Torsten Schulz hat sich für sein Buch "Nilowsky" ein eigenwilliges, aber passendes Motiv gewählt - weckt Interesse. Eine Einleitung zum Buch gibt es nicht, der Leser befindet sich mitten in der Geschichte rund um Reiner Nilowsky, der am Rand von Berlin wohnt und eine eigene Sicht auf die Welt hat. Die Erzählung selbst erfolgt aus der Perspektive von Markus Bäcker, welcher im Laufe der ersten Seiten ein Freund von Nilowsky wird.
Die Geschichte selbst geht zunächst sehr detailgenau auf die ersten Monate der Freundschaft zwischen Reiner und Markus ein. Einerseits wird hierbei ein Augenmerk auf das Leben in der unmittelbaren Nähe zu einer Chemiefabrik beschrieben und andererseits kommt das Thema Liebe nicht zu kurz. Beides sieht Reiner aus einer etwas seltsamen, aber in sich schlüssigen Perspektive. Die Spannung, bzw. das Leseinteresse steigt in der ersten Hälfte des Buches stetig an. Man möchte mehr über das Leben Nilowskys erfahren und ist stets interessiert, wie sich die Handlung weiter zuspitzt. Den Höhepunkt erreicht die Handlung mit Reiners Flucht und Verhaftung. Anschließend wechselt die Erzählgeschwindigkeit und man erfährt nur noch Ausschnitte im Zeitraffer erzählt, was nur bedingt interessant wirkt und auf mich eher einschläfernd wirkte. Der Schluss hingegen wird dann wieder besser, wenngleich ich das Ende, ohne zuviel verraten zu wollen, als absolut enttäuschend erachte. Der Schluss erzählt dann wieder detailreicher die Handlung sowie Markus' Gedanken und es spitzt sich wieder ein wenig bis zum Abschluss des Buches zu. Ein gutes Ende hätte es definitiv geben können, was die gelogenen Erzählungen von Carola zeigen. Dies wären Möglichkeiten gewesen, den Leser das Buch befriedigt beiseite legen zu lassen. Das gewählte Ende hat aber eher den Eindruck , dass sich der Autor nicht für eine der Möglichkeiten entscheiden konnte und dies verschlechtert meinen Gesamteindruck des Buches enorm.
Wie bereits in der Leseprobe auffällig, hat Reiner eine schreckliche Art zu sprechen. Diese Grammatik erschwert des Lesen der Dialoge und das Verstehen des gesagten enorm. Hinzu kommt, dass Carola eine ebenso schreckliche Grammatik hat. Mehr und mehr gewinnt man als Leser dann den Eindruck, dass das gesamte Buch in dieser fürchterlichen Art und Weise geschrieben ist. Auch Markus verliert im Laufe der Geschichte scheinbar seine Deutschkenntnisse, sodass das Lesen mit zunehmender Länge immer weniger Spaß gemacht hat.
Alles in allem ist Nilowsky eine interessante, wenn auch seltsame Geschichte von drei Menschen inmitten der DDR. Das Politische spielt in Nilowsky eine angenehme Nebenrolle, welche nicht übertrieben und absolut passend wirkt. An und für sich also eine Story mit Potential. Auch die gewählte Ich-Perspektive finde ich gut gewählt, da man so am Besten, unterstützt von Markus, auf die schräge Welt von Nilowsky schauen und sich in sie hineindenken kann. Leider ist die schreckliche Grammatik in den Dialogen, welche dann auch auf den Text zwischen den Dialogen abfärbt absolut nervig und unschön. Dies hat mich während des Lesens schier in den Wahnsinn getrieben. Ein weiterer dicker Minuspunkt ist, wie bereits oben erläutert. das miese Ende.