Merkwürdige Freundschaft

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sarah_catherine Avatar

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Als Markus Bäcker mit seinen Eltern aufgrund deren neuer Arbeitsstelle innerhalb von Berlin umziehen muss, ist er wenig begeistert. In der neuen Umgebung in der Nähe des Chemiewerks, in dem seine Eltern arbeiten, fühlt er sich nicht so richtig wohl. Dann lernt er Nilowsky kennen, dessen Vater gegenüber eine Kneipe betreibt. Schnell merkt Markus, dass Nilowsky, der so ganz anders ist als Markus' frühere Freunde, vom Vater im Suff verprügelt wird. Nilowsky, mit Vornamen Reiner, flüchtet sich aus dieser Welt zu Hause, indem er durch die Gegend stromert. Er legt Münzen auf die Bahngleise und freut sich daran, dass der Zug die Spuren seiner Münzen nun mitnimmt auf seine weitere Reise. Nilowsky kennt viele Leute, sogar die afrikanischen Arbeiter aus dem Chemiewerk, die auf dem Werksgelände in einer Baracke leben.
Dank Nilowsky erhält auch Markus Zugang zu diesen anderen Dingen, anderen Menschen und nicht zuletzt zu Carola, die Nilowsky einmal heiraten will. Doch auch auf Markus hat Carola, die mit 13 beschließt, einfach nicht älter zu werden, einen gewissen Reiz.
Nilowsky begegnet Markus oft vermeintlich zufällig, doch Markus beschleicht nicht selten das Gefühl, unter Beobachtung zu stehen. Nilwosky bringt ihm Dinge bei, erklärt vieles als wüsste er alles und stößt Markus ebensooft von sich. Doch Markus blickt immer zu ihm auf, auch als Nilowsky in Verdacht gerät, seinen Vater umgebracht zu haben, und von der Polizei gesucht wird.
Obwohl Markus mit seinen Eltern wieder in einen anderen Teil Berlins zieht, findet Nilowsky ihn. In regelmäßigen Abständen bekommt Markus Post von ihm oder Carola mit immer merkwürdigen Texten und der Bitte, den Brief sofort nach dem Lesen zu vernichten.
Dann und wann hinterfragt Markus seine Freundschaft zu Nilowsky, während die romantischen Gefühle für Carola immer irgendwie da sind. Erst als sie alle erwachsen sind, beginnt Markus langsam, sich von Nilowsky nicht alles gefallen zu lassen und auch mal Widerworte zu geben.

"Nilowsky" ist ein merkwürdiges Buch. Die eher nüchterne Schreibweise hält den Leser außen vor, wie einen Beobachter der Szenerie. Dennoch ist es irgendwie fesselnd, dabei zu sein, wie Markus gewissermaßen von Nilowsky abhängig wird. Ständig fragt man sich, wieso er das alles mit sich machen lässt, und man wartet auf den Knall. Der Autor selbst sagt, er wollte sich mit Nilowsky den großen Bruder schaffen, den er im echten Leben nie hatte. Ich habe mich die ganze Zeit gewundert, wieso er sich dann einen so merkwürdigen Bruder geschaffen hat...