Nilowsky

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
philo Avatar

Von

Es wird mir gehen wie Markus Bäcker. Nilowsky läßt einen so schnell nicht los. Es ist ein ganz eigenwilliges Buch, manchmal ergreifend, dann in der Sprachwahl auch wieder grob und abstoßend, aber den Leser immer im Geschehen festhaltend bis zum Schluß. Markus Bäcker, 14 Jahre alt, mißfällt es sehr, daß er mit seinen Eltern aus der gewohnten Umgebung am Prenzlauer Berg an den Stadtrand in Berlin ziehen muß, da seine Eltern dort eine Anstellung in einer Chemiefabrik gefunden haben. Das Haus, in dem sich die neue Wohnung befindet, liegt an einem Bahndamm und dort donnern die Züge vorbei und lassen die Wohnung erzittern. Markus vermißt seine gewohnte Umgebung und seine früheren Freunde. In dem Haus befindet sich auch die Kneipe "Bahndamm-Eck". Der Wirt, ein ständig betrunkener Alkoholiker, zwingt seinen Sohn, in der Kneipe zu arbeiten und prügelt ihn, wenn dieser nicht nach seiner Pfeife tanzt. Eines Tages macht Markus Bäcker die Bekanntschaft mit Reiner Nilowsky und eine gefährliche Freundschaft entwickelt sich. Nilowsky hat sich eine Scheinwelt aufgebaut, mit der er sein trübes Dasein zu vedrängen sucht. Markus versucht, den absurden Ansichten von Nilowsky zu folgen, auch wenn er sie nicht versteht, um die Freundschaft nicht zu gefährden. Das Buch umfaßt eine Zeitspanne von ca. 20 Jahren, in denen auch Carola, die Freundin von Nilowsky eine wichtige Rolle spielt. Markus verliebt sich in Carola, aus Freundschaft zu Nilowsky will er seine Gefühle aber nicht zugeben. Nachdem der Vater von Nilowsky an seiner Trunksucht gestorben ist, verfällt Nilowsky in eine tiefe Depression und der Geist seines Vaters verfolgt ihn bis in seine Träume. Es ist ein bedrückendes Buch über Jugendliche, die unbeschützt und um ihre Kindheit betrogen, einen Weg in ein eigenes geordnetes Leben nicht finden können. Witzig kann ich das Buch an keiner Stelle finden, melancholisch vielleicht, schräg sind die Ansichten von Nilowsky allemal. Mir ist zum Schluß eher zum Weinen zumute. So möchte man Kinder nicht aufwachsen sehen.