Nilowsky, Carola und Markus

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nathanielle Avatar

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Nilowsky ist wirklich ein schräges Buch, soviel steht fest. Ich habe es gerne gelesen, habe manches Mal schmunzeln müssen, stellenweise Ekel empfunden und weiß bis übers Ende hinaus nicht, was ich von den 3 Protagonisten halten soll.
Wir schreiben das Jahr 1976. Markus Bäcker ist 14 als seine Eltern mit ihm an den Rand von Ost-Berlin ziehen. Sie arbeiten in dem dortigen Chemiewerk, unter dessen stinkenden Giftwolken Markus genauso leidet wie unter den an seinem Fenster vorbeiratternden Zügen.
Markus tut sich schwer, Anschluss zu finden, lernt dann aber Reiner Nilowsky, den 17jährigen Wirtssohn des "Bahndamm-Ecks" kennen. Nilowsky leidet unter seinem alkoholabhängigen und brutalen Vater. Seine Mutter ist schon vor vielen Jahren gestorben und seine geliebte Oma ist schwer krank. Nilowsky und Markus freunden sich an, wobei der Ältere vorgibt, was sie tun und wie sie es tun. Carola ist die Nachbarin von Nilowskys Oma Carla und hat auch einige Probleme mit sich und ihren Eltern. Sie ist 17 wie Nilowsky, schaut aber aus wie höchstens 13 und will auch nicht älter werden. Nilowsky bezeichnet Carola als seine Braut und weiß sicher, dass er sie später heiraten wird. Aber auch Markus ist fasziniert von Carola.
So entspinnt sich eine Dreiecksgeschichte von besonderem Format. In dem Chemiewerk-Vorort leben außer ein paar Mozambiquanern, die im Chemiewerk angestellt sind, dort aber meist Pause machen, mehrere ältliche Damen (Wally, Elli, Lenchen, Mariechen), die sich gerne mit den Afrikanern abgeben. Alles in allem lauter traurige Gestalten. Markus und Nilowsky erleben allerlei seltsame Geschichten und Nilowsky erklärt Markus die Welt so wie er sie sieht - meist etwas eigenartig.
Auch als Markus' Familie wieder zurück zum Prenzlauer Berg zieht, kann sich Markus dem morbiden Charme des Chemiewerk-Vorortes und seiner Bewohner nicht ganz entziehen - er kehrt immer wieder dorthin zurück.
Das Leben in den späten 70ern war in der DDR bestimmt nicht einfach, vor allem in der Pubertät nicht. Das macht der Autor Thorsten Schulz aber auch nicht zum großen Thema. Die Protagonisten haben ihre Probleme, Carola und Nilowsky noch viel schlimmere als der behütete Markus. Besonders sympathisch finde ich alle 3 nicht,.
Ich weiß nicht, ob ich "Nilowsky" meinen Freunden empfehlen werde. Ich bin mir selbst nicht schlüssig, ob es mir gut gefallen hat: Stellenweise schon, aber dann fand ich es nur wirr oder eklig und das Ende finde ich keinesfalls befriedigend, da fehlt etwas entscheidendes. Da scheint es fast als hätte der Autor unbedingt schnell mit dem Buch fertig werden wollen.
Aufgrund des unbefriedigenden Endes auch nur 3 von 5 Sternen.