Zu schräg für mich

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gerdimaus Avatar

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Klappentext:

Nilowsky ist ziemlich eigensinnig. Er spricht anders, er denkt anders, er lebt in einer anderen Welt. Markus Bäcker schaut zu ihm auf. Er ist fasziniert von seinen seltsamen Vorstellungen vom Leben und von der Liebe. Doch ihre Freundschaft wird Markus Bäcker fast zum Verhängnis, als er sich in Carola verliebt, Nilowskys große Liebe …

Markus Bäcker ist alles andere als begeistert, als er mit seinen Eltern an den Rand von Berlin zieht. Dort blickt er vom dritten Stock ihres Eckhauses auf ein stinkendes Chemiewerk und vorbeiratternde Züge, die alles zum Vibrieren bringen. Erst als er Nilowsky kennenlernt, wird ihm die Gegend um den Bahndamm zur Heimat. Eine Heimat voller Merkwürdigkeiten und intensiver Erfahrungen. Dazu gehören kuriose Anwendungen von Vodoo-Ritualen, um der Liebe auf die Sprünge zu helfen. Erotische Annäherungen einer Frau, die nicht älter als dreizehn sein will, sowie perfide Vertrauensforderungen von Seiten Nilowskys, die ihn fast das Leben kosten. Abgründe und Höhepunkte des Erwachsenwerdens, die Markus Bäcker ein Leben lang nicht loslassen werden. Mit großer Intensität und viel Humor schildert Torsten Schulz eine eigenartige Dreiecksbeziehung in den Wirren der Pubertät.

 

Meine Meinung:

"Melancholisch" und "schräg" sind die richtigen Worte für dieses Buch, "witzig" würde ich es jedoch nicht beschreiben, auch ist es mir ein Rätsel, wo der erwähnte Humor abgeblieben sein soll. Hingegen fand ich das Buch größtenteils langweilig und es ist mir nicht gelungen, einen Draht zu den ganzen vorkommenden Personen zu bekommen. Am "normalsten" kam mir Markus Bäcker vor, der Ich-Erzähler der Geschichte. Alle anderen haben seltsame Meinungen, eine verwirrende Logik und komische Ansichten. Bei Nilowsky kann man das noch auf das Umfeld schieben, in dem er aufgewachsen ist. Die Mutter früh verstorben, der Vater ein Trinker, der auch nicht davor zurückschreckt, seinen Sohn zu verprügeln. Eigentlich ist es einfach nur traurig.

Ich habe vergeblich auf etwas Spannung gewartet, oder ein Licht am Ende des Tunnels. Ich hatte erwartet, dass das Buch etwas bietet, mit dem man sich identifizieren kann, oder das einem das Schräge irgendwie sympathisch und tiefsinnig macht, doch stellenweise fand ich es einfach nur ekelhaft. Achtung SPOILER: Zum Beispiel die Stelle, an der Nilowsky erzählt, dass Roberto, ein Mosambikaner, Fliegen die Flügel ausreißt und sie dann um die Wette laufen lässt. Und die schnellste Fliege benutzt er für eine abartige Art der Selbstbefriedigung (nähere Details erspare ich mir hier). SPOILER ENDE.

Da frage ich mich, was der Autor uns mit dieser Geschichte erzählen möchte? Ich habe keinen Draht zu den Figurgen gefunden, und dass sie größtenteils auch noch mit Berliner Dialekt sprechen, hat das Lesen nur zusätzlich erschwert. Manchmal trägt es durchaus positiv zu einer Geschichte bei, wenn der Dialekt der Region, in der das Buch spielt, mit einbezogen wird. Es kann helfen, die richtige Atmosphäre zu schaffen - hier hat's leider nicht geholfen.

Fazit: Ein schräges, melancholisches und langweiliges Buch, das den erhofften Humor leider stark vermissen lässt.