New York - where your wildest dreams come true

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New York - where your wildest dreams come true

Das dachte sich auch Lena Winter, als sie aus dem deutschen Hannover nach New York zog, um ein Praktikum im exklusivsten Hotel der Stadt zu machen. Genauso will sie ihrem Traum, Köchin und Pâttisier werden, näher kommen und wo klappt sowas schon besser als in Amerika. So startet "Nothing like us" wie jeder amerikanische Traum: Beim Tellerwaschen. Denn erstmal darf Lena gar nichts machen, noch nicht einmal die Köche bei der Arbeit bewundern. Teller waschen, Wäscheschränke befüllen und Unkraut jäten - nicht gerade das, was sie sich so vorgestellt hatte. Trotzdem will sie sich vorbildlich benehmen, wenn da nicht noch der andere Praktikant wäre...

Eigentlich klang Kim Nina Ockers "Nothing like us" viel mehr nach einem dieser Erotikromane á la Calendar Girl als es eigentlich ist. Denn eigentlich gibt es nur eine explizite Szene, die sogar besser ge- und beschrieben war als viele Romane aus der kompletten Sparte. Viel mehr erwartet uns ein ein Coming-Of-Age-Roman gemischt mit Cecilia Ahern und Drama, der so richtig in keine Sparte passt. Auch die Autorin passt nicht so ganz in mein Bild, denn grundlegend scheine ich Probleme mit deutschen Jung-Autoren zu haben. Viel zu oft sind mir die Geschichten zu konstruiert, die Dialoge zu gewollt, doch Kim Nina Ocker überzeugt allein mit ihrem Schreibstil. Das Buch geht leicht von der Hand, die Kapitel fliegen nur so vor sich hin und man ertappt sich immer wieder dabei, dass "noch ein Kapitel" drin ist. Das fortwährende Bedürfnis nach "noch ein paar Seiten" kommt unter anderem durch den geschickten Einsatz des Perspektivenwechsels. In spannenden, wichtigen Momenten wechselt Ocker zwischen Sander und Lena und vermischt damit Gefühle, Geheimnisse und Gespräche, die den Leser direkt allwissend machen. Hier ist aber auch leider mein größter Kritikpunkt, der in der Identität von Sander liegt. Dank Klappentext und Sanders Sichtweise wissen wir recht schnell, dass er nicht der "andere Praktikant" ist, sondern jemand viel Wichtigeres. Doch er lässt Lena zappeln, immer und immer wieder. Chancen verstreichen, in denen er hätte was sagen können und ab der dritten, vierten verpassten Möglichkeit beginnt man instinktiv mit den Augen zu rollen. Immerhin wissen wir seit gefühlt Seite zehn wer er ist, für Lena dauert es sicherlich das halbe Buch. Wäre es nicht so gut geschrieben, hätte das ein weitaus größere Minuspunkt sein können.

Der Rest der Geschichte ist recht rund. Ein bisschen Romeo und Julia-Flair, ein bisschen Gossip Girl, ab und an etwas over the top, aber rundum eine angenehme Geschichte, die sich leicht lesen lässt. Wir müssen hier keinen neuen Dostojewski erwarten, aber eine schöne Geschichte für zwischendurch, die sich wahrlich zwischen all den neuen Ebook-Autoren, die zur Zeit förmlich aus jeder Ecke kommen, abhebt. Die Geschichte ist durchdacht, angenehm und schön zu lesen, ob es aber nun wieder ein Auftakt einer Reihe sein muss: nun ja. Nichtsdestotrotz gibt es etwas Gutes zwischen zwischen all den Cliffhangern und halb fertig geschrieben Stories: Nothing like us hat dies als nicht und kann getrost als einzelner Band stehen. Danke dafür!