brisantes Thema perfekt umgesetzt

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smilingkatinka Avatar

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Ausnahmsweise möchte ich diese Rezension mit einem Fazit beginnen: Nr 13 ist ein Thriller, den der Leser nicht so schnell vergessen wird, da er ihn noch lange beschäftigt. Doch warum?
Daniel Zucker ist ein Kommissar, wie es ihn nicht oft gibt, doch auf den Grund dieser Tatsache könnte er gerne verzichten. Man behält ihn nämlich nicht wegen seines wirklich guten Spürsinns im Gedächtnis, sondern weil er im Rollstuhl sitzt und sich dennoch nicht einfach aufs Abstellgleis und ins Büro schieben lässt. Ich selbst war einige Jahre mit einem querschnittsgelähmten Mann zusammen und kenne die Probleme, mit denen sich die Zuckers herumschlagen. Da ist eben nicht nur die Sorge, auf der Arbeit abgeschoben zu werden, sondern auch der Alltag hat einiges an Hürden zu bieten, sei es der nahezu unerfüllbare Wunsch nach Kindern oder auch nur widriges Wetter und unbezwingbare Stufen. Laura Wulff hat diese ganzen Probleme sehr gut eingefangen und auch Daniels Verhalten war jederzeit nachvollziehbar und kam mir an vielen Passagen sehr vertraut vor, genau wie eben auch die Gedanken, die sich Marie macht.
Gerade dieser Kommissar, der selbst mit und gegen die Gesellschaft zu kämpfen hat, ermittelt in einem besonders brisanten Fall: Kindesmissbrauch. In Hausnummer 13 leben nämlich aus der Haft entlassene Kinderschänder. Schon der Prolog, der den Missbrauch eines Kindes leider nur zu detailliert darstellt, geht unter die Haut. Für viele verurteilte Pädophile geht nach der Haft das Leben weiter. Sie gelten als „geheilt“. Doch wie geht die Gesellschaft mit ihnen um? Was macht der Druck der Gesellschaft mit diesen Menschen ? Laura Wulff nimmt sich dieses Themas auf eine ganz eigene Art an, indem sie sehr schonungslos beide Seiten der Medaille zeigt.
Kann man einen Thriller über Pädophilie gerne lesen? Ja, man kann! Besonders, wenn die Figuren so liebevoll und vielschichtig gezeichnet, der Schreibstill so mitreißend und die Story schonungslos und doch nicht reißerisch ist.
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