Denn deine Kindheit begleitet dich ein Leben lang...

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Billie und Franck hat das Leben von Anfang an übel mitgespielt. Während Billie ihre Kindheit in einem Prekariat bei ihrer alkoholabhängigen Stiefmutter verbringt und Tag für Tag physische und psychische Gewalt erfährt, leidet Franck unter seiner Homosexualität, seinem arbeitslosen Vater und seiner depressiven Muttter. Das Leben beider Protagonisten scheint zum Scheitern verurteilt zu sein, beide werden gehänselt, ausgegrenzt und verachtet, sowohl in der Schule als auch in ihrem "Zuhause". Billie leidet zudem stark unter der Tatsache, dass ihre leibliche Mutter sie als Säugling verlassen hat. Doch als beide in der neunten Klasse die Hauptrollen für eine Schultheateraufführung zugeteilt bekommen, ändert sich scheinbar alles. Sie verbringen viel Zeit miteinander und merken, dass sie nicht allein sind. Doch als Franck auf das Gymnasium geht und Billie die Schule abbricht, zeigt das Schicksal wieder seine harte Seite. Billie flieht von Daheim, schlägt sich als Prostituierte, Diebin und später als Hausmädchen bei ihrerm vermeintlichen zukünftigen Mann durch. Das einzige was sie an ihr wahres Ich erinnert, sind die wöchentlichen Briefe von Franck. Als dieser jedoch von der Clique von Billie's "Freund" übel zugerichtet im Wald ausgesetzt wird, kommt das wahre Ich der protagonistin wieder zum Vorschein. Sie rettet Franck und flieht mit ihm nach Paris... Doch wird damit alles gut? Es beginnt eine Berg- und Talfahrt und der Kampf um eine eigene Identität.
All das erzählt Billie ihrem Stern, während sie verwundet gemeinsam mit Franck in einer Felsspalte auf Rettung wartet. Wie die beiden dort hin gekommen sind?

Der Roman, welcher lediglich 198 Seiten hat, setzt sich aus den Gedankefetzen von Billie zusammen. Dabei handelt es sich um abgebrochene, kurze und häufig lückenhafte Sätze. Der Leser muss eine Vielzahl von Stellen selbst ergänzen und wird somit zum starken Mitfühlen angeregt. Der Stil ist locker und zwanglos und spiegelt Billie's Charakter wider, so ist die Sprache häufig gewagt und sogar vulgär. Daher ist dieser Roman hinsichtlich der Sprache eindeutig Geschmackssache.

"Nur wer fällt, lernt fliegen" zeigt, wie stark die Erfahrungen der Kindheit das Leben immer wieder beeinflussen. Der Roman verdeutlicht, wie wichtig das Gefühl von Respekt und Akzeptanz für einen Menschen ist. Billie kann Franck gegenüber offen sagen, was sie denkt. Er zeigt ihr, dass sie wertvoll ist - ein Gefühl, dass sie zuvor nicht kannte. Billie macht ihm hingegen klar, dass seine sexuelle Richtung völlig egal ist. Die Autorin schafft es, dem Leser klar zu machen, dass nicht wichtig ist woher man kommt, sondern wohin das Herz geht.