hinfallen, aufstehen, Krone richten und weiter gehts

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miro76 Avatar

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Billie – benannt nach Billie Jean, weil ihre Mutter für Michael Jackson schwärmte – erzählt uns ihre Geschichte. Ihre, und ihre Geschichte mit Franck – benannt nach Frank Alamo; für diesen schwärmte seine Mutter.
Die beiden sitzen am Fuße einer Felsspalte fest. Sie sind abgestürzt und Franck ist verletzt. Er liegt in ihren Armen und verliert das Bewusstsein. Billie bleibt wach und erzählt „ihrem Stern“ ihre Geschichte, vom kennenlernen, aus den Augen verlieren, wiederfinden und zusammenbleiben.
Beide sind Außenseiter an der Schule. Billie, weil sie aus einer asozialen Wohnwagensiedlung stammt, mit einer alkoholkranken Stiefmutter, in ständiger Alarmbereitschaft um keine Schläge zu kassieren. Franck, weil er schwul ist und ständig versucht seinem bürgerlich-reaktionären Vater zu gefallen, der doch nur mit seinen gleichgesinnten über Gott und die Welt schimpft und die Bedürfnisse seines Sohnes nicht wahrnimmt. Beide strotzen nicht gerade vor Selbstvertrauen, aber sie wachsen beide über sich hinaus, als sie in der Schule Alfred de Mussets Stück „ Man spielt nicht mit der Liebe“ in den Hauptrollen aufführen.
Das ist für Billie und Franck der Zeitpunkt, wo sich in ihnen was verändert. Das Stück wird sie für immer begleiten. Sie verlieren sich aus den Augen, sie stürzen immer wieder, aber sie haben auch gelernt immer wieder aufzustehen und ihr Leben in die Hand zu nehmen.
Anna Gavalda erzählt uns diese Geschichte als Monolog. Sie schreibt hier in gesprochener Sprache, zum Teil in der derben Sprache der Wohnwagensiedlung und zum Teil in Billies jetziger Sprache, denn Billie hat gelernt ihre Herkunft hinter sich zu lassen. Indem sie alles einem Stern erzählt, hat man den Eindruck selbst angesprochen zu werden. Das schafft eine große Nähe zum Geschehen in diesem Roman.
Für mich ist das Anna Gavaldas bisher interessantester Roman. Die Handlung hat einiges zu bieten und stilistisch finde ich es sehr gelungen. Man muss sich als Leser erst einfinden in Billies holprige Sprache, aber wenn man diese Hürde überwunden hat, hat man beim Lesen einem echten Menschen mit seinen Ecken und Kanten direkt vor Augen.