Überdrehtes Frauenzimmer

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laberladen Avatar

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Was man aus einem Gang zur Flugzeugtoilette alles machen kann, Hut ab, ich bin beeindruckt! Das Leben ist zu Ende, es warten nur Hölle und ewiges Fegefeuer, weil der über alles vergötterte Ehemann zur Toilette geht und die hysterische Ehefrau darin gleich einen Ehebruch zu entdecken glaubt.

Die Schilderung von Lins Überlegungen ist plastisch und in gewisser Weise auch logisch in schön lesbarem Schreibstil erzählt. Allerdings kann ich so einen Gedankemüll persönlich überhaupt nicht nachvollziehen. Ich frage mich, ob sehr eifersüchtige Menschen wirklich so fühlen. Das wäre dann richtig tragisch.

Was das Lesevergnügen angeht, bin ich hin und her gerissen. Denn einerseits ist der Auszug wirklich schön erzählt. Obwohl nicht viel passiert und sich das meiste in Lins Kopf abspielt, kommt überhaupt keine Langeweile auf. Man kann sich sogar ansatzweise wie in einem guten Psychothriller gruseln, weil man schon ahnt, dass Lins übersteigerte Fantasie noch zu schlimmen Folgen führen könnte. Andererseits ist diese krankhafte Fixierung auf eine einzige Person, diese Abhängigkeit und Unselbständigkeit, dieses In-den-Himmel-heben und kurz darauf wüst beschimpfen so überhaupt nicht meine Welt und ich weiß nicht, ob ich das ein ganzes Buch lang ertragen könnte. Es bleibt zu hoffen, dass Lin sich im Laufe des Buches aus diesem inneren Teufelskreis befreien kann – das wäre dann das Ergebnis, für das es sich lohnen würde, das Buch ganz zu lesen.