Ein Kochbuch wie ein Abend mit Freunden

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Rezension zu "Ofirs Küche" von Ofir Raul Graizer

Multikulturalität zieht sich durch das gesamte Leben des Autors. Geboren in Israel, als Kind einer Familie deren Wurzeln sich vom Mittelmeerraum, dem Balkan, Bulgarien, über Polen bis nach Palästina erstrecken.
Genauso vielfältig und uneingeschränkt präsentiert Ofir seine Küche: bunt, offen, erfahren und dabei unglaublich erfrischend einfach!
Er selbst beschreibt seinen Kochstil als eine Mischung der israelischen, palästinensischen, jüdischen und arabischen Küche.

Der Autor beschreibt eingangs kurz wie er zum Kochen gekommen ist, nämlich ganz privat gemeinsam mit der Familie, Freunden, KollegInnen oder alleine. Kochen war für ihn immer eine Möglichkeit Menschen und Kulturen kennenzulernen.
Trotzdem oder vielleicht genau deshalb leitet er heute Kochkurse in Deutschland, welche begeistert gebucht werden.
Ich kann verstehen warum - schon das Durchblättern und Durchlesen seines Kochbuches vermittelt ein warmes Gefühl von Verbundenheit, Gemeinsamkeit und Freude. Es fühlt sich an wie "Nach-Hause-Kommen" und man verspürt das unmittelbare Gefühl, dass man seine Freunde zu einem gemütlichen Essen einladen möchte!

Ich persönlich habe davor zwar schon einige Male israelisch gekocht, aber eine solch bunte Mischung verschiedener Einflüsse war für mich komplett neu und aufregend.
Besonders schätze ich die Einfachheit der Gerichte. Keine Schnörksel, kein unnötiger Aufwand, keine Haubenküche. Einfach so kochen, wie Großmutter daheim. Und ganz ehrlich: Wo schmeckt´s am besten?

Zuallererst habe ich mich an den Brot- und Gebäckrezepten versucht - es ist einfacher als gedacht ein frisches, warmes und duftendes Pitabrot zuzubereiten! Dazu habe ich "Shug" versucht - eine scharfe Paste aus Chili, Koriander, Kreuzkümmel und anderen wärmenden Gewürzen.

Beim Kochen und Ausprobieren ist mit aufgefallen, dass es zu vielen Rezepten kleine Geschichten dazu gibt - von wem das Rezept stammt, welche Geschichte der Autor damit verbindet oder was dazu gegessen werden soll usw. Das finde ich mitunter das Beste an diesem Buch - denn dann kann man beim Kochen darüber Nachdenken und fühlt sich sofort mit dem Autor und seiner Kultur verbunden!

By the way: Alle Gerichte sind vegetarisch und ich empfinde es als sehr angenehm, dass Ofir in seinem Buch darüber kein Wort verliert beziehungsweise diese Tatsache rechtfertigt (sowie das in allen mir bis dato bekannten vegetarischen Kochbüchern der Fall ist). Für ihn ist es offenbar eine Selbstverständlichkeit fleischlos zu kochen. Schön!