Vom Narren der Kunstexperten

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Die Zusammenstellung der berühmtesten und erfolgreichsten bislang entdeckten Kunstfälscher von Noah Charney verfolgt das Motto vieler Fälscher "Die Welt möchte getäuscht werden, also sei sie getäuscht" und ist in die Kapitel "Genie, Stolz, Rache, Ruhm, Kriminalität, Opportunismus, Geld, Macht" unterteilt. Die Leseprobe behandelt das Kapitel "Rache" und stellt den Niederländer Han van Meegren, die Briten Eric Hebborn und Olive, George und Shaun Greenalgh vor. Sie gelten als Künstler, deren Talent von der Kunstszene, Galerien, Kunsthändlern verschmäht wurden und die daraufhin auf Rache an der Kunstszene mit all ihren Bereichen sannen. Han van Meegren täuschte den Kunstbegeisterten Hermann Göring mit einem zwar nicht gefälschten, aber als im Stil eines alten Meisters gemalten und angeblich von diesem stammenden Bild. Fälschungen stellte er nur wenige her. Der Mann, der Göring hereinlegte, musste schließlich vor Gericht beweisen, dass er gefälscht hatte und sollte während der Haft eine Kopie eines Werkes herstellen. Doch dagegen verwahrte sich von Meegren; er wollte lieber ein eigenes Werk im Stile eines anderen Künstlers herstellen, um sein wahres Können zu zeigen. Eric Hebborn sann auf Rache an einem Kunsthändler, der ihn beim Verkauf echter Entwurfskizzen finanziell übers Ohr gehauen hatte. Fortan fertigte er selbst Entwufskizzen alter Meister an, fälschte insgesamt 1000 alte Meister. Er erstellte sogar ein Handbuch für Kunstfälscher, beweist sein Können als Chemiker und Künstler, indem er genau angibt, wie welcher Effekt erzielt und neue Gemälde "auf alt" getrimmt werden können, so dass die gesamte kunsthistorische Forschung auf eine falsche Fährte gerät. Außerdem empfiehlt er Alkoholgenuss beim Herstellen der "Werke", so dass sie dem vermeintlichen Künstler besser von der Hand gingen. Hebborn rühmte sich damit, dass der Doppelagent Blunt sein Kunstagent war, wo er doch eigentlich die Machenschaften von Kunstfälschern hätte aufdecken sollen. Besonders dreist ging die britische Familie Greenhalg vor, nachdem das künstlerische Talent ihres Sohns Shaun von Galeristen nicht bescheinigt wurde. Fortan fälschten er und seine Eltern verschiedene Gegenstände aus verschiedenen Epochen, Skulpturen, Gemälde. Sie bedienten sich der sogenannten Provenienzfalle, kamen mit Stücken, zu denen sie wenig sagen konnten und überließen es den Experten, sie historisch und finanziell einzuschätzen. Da die Eltern arglos schienen und aus ärmlichen Verhältnissen, schöpfte man keinen Verdacht. Seit die drei Greenhalghs gestellt wurden, existiert bei der britischen Polizei die Division Art Beat, die Kunstkenner in den Polizeidienst holte. Tom Keating war einer der Fälscher, der in seinen Kopien Hinweise versteckte, die den Nachweis des Betrugs unmöglich machten. Denn so konnte er behaupten, dass es sich um eine Neuinterpretation handelte. Weiterhin versah er die genutzten Farben mit einer Sprengfalle, so dass sie sich beim Durchführen verschiedener Tests selbst zerstörten. Er verriet nie, welche Werke er gefälscht hatte. Das sei Sache der Experten. Keating erfreute sich solcher Beliebtheit, dass er sogar eine Fernsehshow bekam. So viel zu der viel zu positiven Darstellung von Fälschern in der Presse.
Angereichert mit Bildern der Fälschungen oder Neuinterpretationen runden dieses interessante Werk ab. Das Cover zeigt, dass sich das Buch mit Kunst beschäftigt, der Rückenumschlag hätte weniger schreiend kreiert werden können.