eine wirr erzählte Familiengeschichte, ebenso oberflächlich wie ihre Charaktere

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mrs-lucky Avatar

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Wenn mir ein Buch gut gefällt, sprudeln bei mir beim Verfassen der Rezension die Worte. Bei Dana von Suffrins Romandebüt „Otto“ fällt es mir selten schwer, meinen Eindruck und meine Enttäuschung über diese Geschichte in Worte zu fassen.
Im Mittelpunkt des Romans steht die Titelfigur Otto, seine Tochter Timna erzählt aus ihrer Sicht die Familiengeschichte, die geprägt ist von der dominanten Vaterfigur. Otto ist mit rund 80 Jahren schwer erkrankt, woran er konkret leidet, erfährt der Leser nicht. Er fordert von seinen Töchtern, dass sie sich um ihn kümmern. Er formuliert seine Forderungen als Bitten, macht aber unmissverständlich klar, dass es keinen Widerspruch gegen seine Erwartung geben kann, dass seine Töchter uneingeschränkt für ihn da sind. Timna und ihre Schwester Babi haben von klein auf der manipulativen Art ihres Vaters nichts entgegen zu setzen, ihre Mutter zerbricht an der lieblosen Atmosphäre, der rüde Umgangston wirkt zumeist erschreckend.
Otto legt großen Wert auf seine jüdische Abstammung, geboren 1938 in Siebenbürgen lebt er einige Jahre in Israel, kehrt dann aber später nach Deutschland zurück. Ottos Beweggründe bleiben im Dunkeln, es ist in meinen Augen eine große Schwäche des Romans, dass er zu sehr an der Oberfläche bleibt. Möglicherweise ist es so gewollt, die Charaktere ebenso oberflächlich darzustellen wie ihre Beziehungen zu einander. In meinem Fall führt das dazu, dass mir die Figuren unsympathisch bleiben, ich ihre Handlungen einerseits zum Teil verstörend empfinde andererseits als belanglos. Es fehlt dem Roman an Emotionen, neben Verachtung den anderen Familienmitgliedern gegenüber scheint es nur Desinteresse an deren Befindlichkeiten zu geben. Die Schwestern verbringen Zeit bei ihrem Vater aber nicht wirklich mit ihm.
Bei mir konnte der Roman kein Interesse wecken, es gibt keine wirkliche Handlung, die Episoden aus der Familiengeschichte wirken insbesondere zu Beginn sehr wirr. Timna widmet sich sehr halbherzig dem Wunsch ihres Vaters, seine Geschichten zu Papier zu bringen, entsprechend schweifen ihre Gedanken immer wieder ab und machen es schwer, einen greifbaren Eidruck von der Familie zu bekommen.
Der Schreibstil gefällt mir gut, er passt sich der Handlung und seinen Figuren an, inhaltlich spricht der Roman mich absolut nicht an.