Nichts für schwache Nerven

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marialein Avatar

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Anouk und vier weitere Jugendliche werden für eine ganz besondere Mission ausgewählt - sie sollen einen unterirdischen Palast erkunden, den ein französischer Adliger vor der Französischen Revolution bauen ließ - den Palais du Papillon. Anouks Familienleben ist eine Katastrophe, ihren Eltern ist sie bestenfalls gleichgültig und Freunde hat sie auch keine. Da kommt ihr die Gelegenheit, ein Abenteur zu erleben und eine spektakuläre Entdeckung zu machen, gerade recht.

Als sie am Flughafen ankommt, ist sie begeistert - Sie wird ohne jegliche Kontrolle direkt vorgelassen und trifft dort mit den anderen Kandidaten, die sie allerdings nicht sonderlich beeindrucken. Schon hier fragt sich, warum ausgerechnet diese fünf ausgewählt wurden.

Mit der Zeit tun sich allerdings immer mehr Rätsel auf. Was erwartet die fünf Abenteurer in dem mysteriösen Palast, und warum wird alles so geheim gehalten? Wer sind die Sapanis, auf deren Anwesenheiten Anouk und ihre Mitstreiter übernachten sollen, und warum sind sie bei deren Ankunft gar nicht anwesend?

Dass an der ganzen Sache etwas faul ist, wird Anouk spätestens klar, als Dorf, der Leiter der Expedition, Medikamente verteilt, die angeblich gegen giftige Gase schützen sollen. Doch da ist es auch schon zu spät, alle fünf Kandidaten werden betäubt und kommen im Eingangsbereich des unterirdischen Palasts wieder zu sich. Vier von ihnen können sich gerade noch retten, müssen aber miterleben, wie einer von ihnen, Hayden, nicht rechtzeitig aufwacht und vor ihren Augen ermordet wird.

Von nun an sind die vier Überlebenden auf der Flucht. Der Palast hält zahlreiche böse Überraschungen bereit und nur gemeinsam schaffen sie es, mit dem Leben davonzukommen.

Parallel zu Anouks Erlebnissen werden die der jungen Aurélie geschildert, die Tochter des Adligen, der den Palast bauen ließ. Sie muss mit ihren jüngeren Geschwistern vor dem meuternden Pöbel fliehen und sucht im Palais du Papillon Zuflucht. Dort wird sie allerdings gefangen und von ihren Geschwistern getrennt gehalten, bis sie fast verrückt wird. Doch sie erringt die Freundschaft eines Dieners und wagt einen Fluchtversuch...

Genau so ein gruseliges Buch habe ich als Jugendliche immer gesucht und nie so richtig gefunden. Nun bin ich zwar aus dem Alter raus, aber der "Palast der Finsternis" ist auch für ältere Generationen absolut lesenswert. Abgesehen von der enormen Spannung, die hier aufgebaut ist und sich den ganzen Roman über hält, ist es auch ästhetisch und intellektuell ein Lesevergnügen. Ich liebe, wie die verschiedenen Räume des Palasts beschrieben werden, sie erzeugen so eine unheimliche und faszinierende Stimmung. Die Auflösung der Geschichte ist zwar ziemlich schräg, aber dennoch überzeugend.

Mit gefällt auch, wie die beiden Handlungsstränge sich verflechten und der Leser sozusagen aus zwei Richtungen an die Auflösung herangeführt wird. Auch das Ende ist gelungen und einem Jugendbuch angemessen. Ein pures Lesevergnügen mit einer einzigen Einschränkung: nicht kurz vorm Einschlafen lesen! :)