Zu viel des Guten

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lolarennt Avatar

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Die Idee klingt ja spannend und geheimnisvoll: fünf Jugendliche, alle offenbar hochbegabt, werden für ein besonderes Projekt ausgewählt, sie sollen einen unterirdischen Palast in Frankreich erforschen. Zu dem Zweck werden sie mit größtmöglichem Luxus von den USA nach Frankreich geholt, im oberirdischen Teil des Schlosses untergebracht und gehätschelt. Gehätschelt bis zum ersten Abendessen...
Ab dann wird die Geschichte etwas absurd, die Gastgeber und Initiatoren des Projekts entpuppen sich plötzlich als mehr als feindlich, die jungen Leute werden unter Drogen gesetzt und in den unterirdischen Palast gebracht.
Dort begegnen sie derart vielen verschiedenen, sich teilweise untereinander bekämpfenden Gruppen, verlieren sich im Labyrinth, finden Seltsamkeiten und noch größere Seltsamkeiten, stolpern von einer Todesgefahr in die nächste, begegnen mysteriösen Gruselgestalten und weder sie noch der Leser kann sich in den widerstreitenden Gruppen zurechtfinden und einen Sinn erkennen oder ein Ziel.
Erzählt wird auf zwei Ebenen: eine Ebene ist aus der Perspektive von Anouk, einer "Heldin" mit großen persönlichen Problemen, die ihre Wurzeln in ihrer prekären Familiengeschichte haben und sie zu einem depressiv-aggressiven, unleidlichen Miststück machen. Die zweite Ebene spielt in der Zeit der französischen Revolution und wird aus der Sicht von Aurélie de Bessancourt erzählt, die sich ebenfalls im Palast der Finsternis aufhalten muss.

Die Zusammenführung der Erzählungsstränge war dann aber doch ziemlich vorhersehbar, nachdem die Zielführung unentwegte Ablenkungen in Form von "noch ein Problem/ ein weiterer Gewaltakt/ die nächste Katastrophe" erfahren hat. Insgesamt zu viel, sogar bei einer Mystic Fantasy-basierten Geschichte.

Die übrigen Protagonisten bleiben seltsam blass und blutleer (und das nicht nur, weil sie in den diversen Kämpfen ziemlich viel davon verlieren), die sind flach gezeichnet und uninteressant. Der Autor scheint selber keine große Wertschätzung für seine Figuren zu haben, sonst hätte er ihnen mehr Leben eingehaucht.

Fazit: Für Jugendliche vermutlich ganz spannend, aber trotzdem irgendwie blutarm, wenn auch eher blutrünstig... Kann man lesen, muss man nicht.