Ein kleines Hotel in der Toskana

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ann-marie Avatar

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Emilia, privat und beruflich mit großen Hoffnungen unterwegs, muss praktisch über Nacht eine große berufliche Enttäuschung verkraften. Doch damit nicht genug, steht diese doch in direktem Zusammenhang mit ihrer großen Liebe und Emilia ergreift die Flucht. Sie flüchtet aus der Beziehung und aus ihrem aktuellen Beschäftigungsort. Sie will weg – ganz weit weg und nimmt das Angebot, ein von der Geschäftsleitung bereits vor vielen Jahren erworbenes Grundstück nebst den darauf befindlichen Gebäuden einer ehemaligen Winzerin in ein schickes kleines Boutique-Hotel umzuwandeln.
Emilia, dank einer langjährigen Freundschaft mit einer gleichaltrigen Halbitalienerin, der italienischen Sprache mächtig und eine große Leidenschaft für Italien besitzt, wird bereits kurz nach ihrer Ankunft in der Toskana auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Handelt es sich doch um bereits seit Jahrzehnten leerstehende Gebäude und ein restlos verwildertes Grundstück. Für die Verwirklichung ihres Auftrags ist sehr viel Kreativität erforderlich nebst sehr vielen Renovierungs- und Bauarbeiten. Als wäre dies nicht bereits genug, gestalten sich die ersten Kontakte mit dem Gebäudeverwalter alles andere als angenehm. Doch auch Emilia ist das Glück hold: findet sie doch in dem nächsten Dorf eine warmherzige und verständnisvolle Freundin in Letizia, der Betreiberin einer Gaststätte. Sie steht Emilia im weiteren Verlauf der Baumaßnahmen mit einem großen Bekannten- und Freundeskreis unterstützend zur Seite.
Emilia muss sich darüber hinaus mit zwei weiteren interessanten Personen auseinandersetzen: Nachbar Giampaolo, der ein lebenslanges Wohnrecht in einem der Gebäude auf dem Grundstück besitzt und den Umbau von Anfang an sabotiert. Und Aurelio, ein begnadeter Gitarrenspieler, der nicht viel von sich preisgibt und den ein Geheimnis zu umgeben scheint.
Dieser liebens- und lesenswerte Roman stellt eine wunderbare Auszeit zum Entspannen und Träumen dar. Der Autorin gelingt es meisterhaft, das besondere Flair der Toskana einzufangen und darzustellen. Einmal mit Emilia dort angekommen, fühlt man sich gleich wohl und genießt lesend die Luft, den Duft, die beschriebenen landestypischen Gerichte und fühlt sich umgeben nicht nur von der toskanischen Sonne, sondern vor allem auch von der liebevollen Gastfreundschaft Letizias. Darüber hinaus gelingt es sehr überzeugend und nachvollziehbar, die Gedanken- und Gefühlswelt Emilias, aber auch ihr Wachsen an Herausforderungen und ihre Wandlung hin zu mehr Gelassenheit, Vertrauen aber auch Durchsetzungsvermögen, darzustellen. Dies ganz besonders im Rahmen ihrer Auseinandersetzungen mit Giampolo. Berührend zu lesen, wie sie langsam beginnt, die Steine in der Beziehung zu ihm aus dem Weg zu räumen und sich ihm endlich auf eine sehr empathische Art zu nähern weiß. Und erkennt, welch großartiger Mensch hinter der von Giampolo aufgebauten Maskerade steckt.
Ein leichter, erfrischender und liebevoller Wohlfühlroman mit einem garantierten Urlaubsfeeling. Aber auch mit einem unerwarteten Tiefgang, der berührt und fesselt.