derb erzählter Reihenauftakt mit Luft nach oben

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Ein Schwert, finstere Gebäude, Blutspritzer... und das Logo HobbitPresse – Klett-Cotta, danach greift man, wenn man auf der Suche nach düsterer Fantasy ist. Düsternis bekommen wir von Anfang an. Schon die Leseprobe von "Priest of Bones" vermittelt einen Eindruck der rauen Sitten und Umgangsformen in dieser Welt.
Tomas Piety und seine Leute sind harte Hunde. Frisch aus dem Krieg zurückgekehrt, stehen sie mit nichts in der Hand da und müssen sich zuückerobern, was ihnen in ihrer Abwesenheit genommen wurde. Ihr Kampf um Pietys Gasthäuser, Bordelle und seine Position in der Gesellschaft wird in diesem ersten Band erzählt – nicht mehr und nicht weniger.
Ich bin durchaus ein Freund von kleiner angelegten Geschichten. Nicht immer muss eine große Reise angetreten und die Welt gerettet werden. Hier spielt sich alles in einer einzigen Stadt ab. Zwar erfährt man hier und da ein wenig von der Welt darum herum und die Samen für eine umfassendere Erzählung werden gesäht, aber in erster Linie interessiert sich der Ich-Erzähler, Tomas Piety, nur für sein eigenes Wohl und das seiner Männer. Größere Ambitionen, die über die Stadtgrenze hinaus reichen, werden wohl auf die Folgebände verschoben. Es werden immer gerade so viele Informationen zu Tomas' Vergangenheit und der aktuellen Situation gestreut, das ich Interesse daran hatte, weiterzulesen, aber im Nachhinein betrachtet war mir das alles dann doch etwas zu wenig.
Dadurch, dass "Priest of Bones" so geschrieben ist, als sei es eine rückblickende Erzählung von Tomas Piety, vielleicht so etwas wie seine Memoiren, erlangen wir zwar zum einen ein gutes Gefühl für Tomas' Persönlichkeit, aber auch eine eingeschränkte Sicht auf die anderen Charaktere, obwohl mehr als genug Figuren vorkommen und mich einige näher interessiert hätten. Seine Emotionen und Beziehungen zu ein, zwei ihm nahestehenden Personen konnte ich gut nachempfinden, auch seinen manchmal diskussionswürdigen moralischen Kompass fand ich spannend, die restliche Truppe um ihn herum fühlte sich aber wie ein Haufen Statisten an, obwohl einige von ihnen das sicherlich nicht sein sollen und vielleicht in Zukunft noch wichtiger werden.
Mit Piety's Perspektive geht auch ein rauer, schnörkelloser Schreibstil einher, der seine Mundart wiedergibt, den ich aber dennoch als flüssig empfand. Das Buch war ruck zuck durchgelesen. Ich empfehle allerdings die Leseprobe, da die derbe Aussprache der Figuren und die plumpen, manchmal schon fast ekelhaften Beschreibungen vielleicht nicht jedermanns Sache sind.
Alles in allem war das Buch okay, es strotzt aber nicht gerade vor Spannung und Tiefgang aber es hat mich gut unterhalten und meine Neugier auf einen weiteren Band geweckt. Ich bin gespannt, ob Peter McLean die Geschichte steigern kann und bleibe dran!