Ein bisschen zu derb, zu einfach, zu wenig - trotz des hohen Spannungsbogens

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barbarasbuecherbox Avatar

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Der Krieg ist vorbei und Tomas Piety gehört zu den glücklicheren Männern und Frauen, die das Schlachten überlebt haben.
Als er jedoch in seine Heimatstadt zurückkehrt, sieht er sich dem Elend gegenüber: Die Menschen hungern, haben keine Arbeit und alle von Tomas‘ Geschäften – von denen es einige gab – wurden von Fremdländern oder Mitgliedern der rivalisierenden Gang übernommen. Doch Tomas hat nicht viele Jahre des Krieges überstanden, um nun klein bei zu geben – und so beginnt er, sich seine Geschäfte mit der notwendigen Waffengewalt zurückzuerobern, um seinen alten Stand wiederherzustellen.

Priest of Bones ist eindeutig ein Vertreter der Grimdark-Fantasy – und wer das allgemein nicht mag, wird an diesem Buch keine Freude haben.
Ich selbst mag Grimdark (eine düstere Form der Fantasy, die sowohl in Sprache als auch der Handlung der Protagonisten deutlich das schlechte der Welt aufzeigt. Heldenmut gibt es darin nur selten und Blut und derbe Sprache beherrschen die Seiten) nur bedingt. Der wohl bekannteste Vertreter des Genres ist Joe Abercrombie, der es jedoch mit der Klingenreihe auch nicht schaffte, mich zu hundert Prozent zu überzeugen. Doch Abercrombie erschuf mit Neunfinger Logan einen Charakter, den man lieben lernte, der im Innern ein guter Mensch war.
Peter McClean hat das mit Tomas eindeutig nicht geschafft.
Selten – und ich lese gern Fantasy – musste ich einem so unsympathischen Protagonisten folgen. Selten habe ich sooft über dessen herablassende Art und teilweise auch Dummheit (ja, ganz eindeutig, von Cleverness ist hier keine Rede, auch wenn Tomas sich das selbst gern einredet!) die Augen verdrehen müssen, und das, obwohl ich tatsächlich auch an den eigentlich bösen Charakteren fast immer Gefallen finde.
Tomas mordet, brandschatzt und stiehlt nach Gutdünken, während er sich selbst hinter der Robe eines Priesters versteckt (wobei ich anmerken muss, dass, zumindest in Teil 1, der Fakt, dass Tomas Priester ist, eigentlich keine Rolle spielt. Ich frage mich noch immer, welchen Sinn das hatte …) und sich einredet, dass das „so gemacht wird“.
Ich hatte auf einen Michael Corleone in einer mittelalterlichen Fantasywelt, mit Magie anstelle von schweren Kanonen, gehofft – nur leider mit unserem Icherzähler nicht erhalten.

Dass ich dem Buch trotzdem drei Sterne gebe liegt an der Geschichte selbst. Zugegeben, wir erreichen hier niemals die Genialität Mario Puzos oder, ich wage sie kaum zu nennen, einer Roten Hochzeit, trotzdem baut das Buch tatsächlich einen starken Spannungsbogen auf und, wenn man sich einmal an dem Schreibstil gewöhnt hat, fliegt man aufgrund dessen Einfachheit einfach durch die Seiten.

Wer aber wie ich auf eine intrigante Welt, einem Littlefinger oder Tyrion als Protagonisten und harte Jungs mit weichem Kern gehofft hat, wird enttäuscht sein.