Gelungener Serienauftakt

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„Priest of Bones“ ist der Auftakt einer neuen Fantasyreihe der hierzulande noch eher unbekannten Autoren Peter McLean. Und dieser Auftakt kann überzeugen. Das liegt vor allem an den Charakteren, die McLean einführt. Da ist einmal Tomas Piety, der ehemalige Straßengangster, der mehr oder weniger zufällig zum Militärgeistlichen wurde, Jochan Piety, der lieber zuschlägt als nachzudenken und etwas zu sehr dem Alkohol zuspricht, Bloody Anne, die bereits im Krieg als Sergeantin unter Tomas diente und glaubt, von einer Hexe verflucht worden zu sein und Billy the Boy, ein zwölfjähriger Junge, der von der Kriegsgöttin berührt wurde und über besondere Fähigkeiten verfügt.

Der Fantasy-Anteil in Priest of Bones ist zunächst sehr gering, lediglich Billy the Boy bringt einen phantastischen Aspekt in die Geschichte ein. Ansonsten liest sich „Priest of Bones“ eher wie eine „Gangs of Birmingham“-Variante im Spätmittelalter. Aber gerade das macht die Geschichte so glaubwürdig. Die Ak teure sind allesamt kampfgestählte Veteranen, Kampf und Tod (nach Möglichkeit natürlich der Tod des Gegners) gehörten zum Handwerk und werden zumeist mit einer stoischen Ruhe hingenommen. Heldentaten, mit Blitzen um sich werfende Kampfmagier und ähnliches sucht man weitestgehend vergebens. Spannend wird die Geschichte vor allem durch die Charaktere, die ungemein vielschichtig sind. Bei vielen Akteuren merkt man schnell, dass mehr in ihnen steckt als es auf den ersten Blick scheint.

Während mich die Protagonisten also komplett überzeugt haben, fand ich die Welt etwas zu schlicht ausgearbeitet. Hier fehlen mir die Details, die Ellinburg und das Szenario als Ganzes greifbar und realistisch machen. Dadurch wirkt die Welt auf mich wie eine zweidimensionale Kulisse in einem Theaterstück. Man erfährt zum Beispiel, dass der Krieg (gegen wen auch immer) gewonnen wurde, und dass Ellinburg sehr heruntergekommen ist, aber es werden kaum Hintergründe präsentiert, Häuser, Straßen oder Stadtviertel beschrieben. Dadurch fehlt mir ein wenig die Tiefe in der Szenerie, da hätte ich mir mehr Aufmerksamkeit für die Welt gewünscht.

Trotz dieses Kritikpunktes ist „Priest of Bones“ ein gelungener Roman , der neugierig auf die Fortsetzung macht.