Sehr bunte, aber leider auch sehr schwache Genremischung

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melail Avatar

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„Priest of Bones“ ist eine interessante Mischung aus Nachkriegs-Straßenbanden-Cyberpunk-Krimi und einem Hauch Fantasy, die für meinen Geschmack allerdings viel, viel zu kurz kommt.
Das Tempo der Geschichte hat mir nicht ganz zugesagt. Es passiert zwar einiges, ich hatte als Leser aber nie das Gefühl, dass dabei wirklich etwas geschieht. Es gibt keine großen Szenenwechsel, das Buch hat für mich in einer Art „Schuhkarton“ gespielt, die Geschichte tritt irgendwie auf der Stelle. Ich glaube, das Problem waren hier die für mich zu rar gesäten Beschreibungen. Ich habe im Grunde keine Ahnung wie die Welt aufgebaut ist, das Wirtshaus ist halt das Wirtshaus und Ende. Ich könnte nicht mal voll Selbstbewusstsein sagen, ob das Buch in einer Wüste oder einer arktisch-kargen Gegend spielt. Es wird nicht klar, ob es ein anderes Land gibt, mehrere, andere Kontinente, andere Königreiche, gibt es überhaupt Königreiche und was ist überhaupt mit der Magie? Der Weltenbau war mir ganz klar viel zu mau.
Mich hat es ebenfalls etwas stutzig gemacht, dass in der Geschichte immer wieder Aussagen gestreut sind, die das ganze wie einen Rückblick, teilweise auch wie eine Art Brief oder Tagebuch, wirken lassen. Über Sätze wie „das konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen“, „das schreibe ich nun besser nicht“ bin ich doch nicht gerade selten gestolpert. Dabei wird aber nie angedeutet, dass man eine Art Memoiren verfolge.
Positiv sind für mich aber ganz klar die Charaktere. Gerade Mr. Piety, in seinem Priestergewand und mit seinen Klageweibern (ein wunderbarer Name für seine Bewaffnung!), ist einfach eine Erscheinung. Seine rechte Hand Bloody Anne steht dem auch in nichts nach. Man könnte beide schon fast als ikonisch bezeichnen, allerdings rettet das für mich an der Geschichte auch nicht mehr viel.

Fazit
Ich fand das Buch nicht schlecht, aber auch einfach nicht gut. Ich konnte es nie vor lauter Spannung und Neugierde nicht zur Seite legen und habe es eher dann gelesen, wenn mir langweilig war. Die Geschichte hat sicherlich viel Potential, ich würde sie aber niemandem empfehlen, der rauschende Action und fiese Cliffhanger benötigt oder auf der Suche nach etwas innovativer Fantasy ist.