sehr geringer Fantasyanteil…

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bambi-nini Avatar

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Der Klappentext hatte mich neugierig auf das Buch gemacht – allerdings weckt dieser etwas falsche Erwartungen. Der übernatürliche Anteil der Geschichte ist nämlich ziemlich gering. Über weite Strecken der Handlung spielt Magie sogar gar keine Rolle.

Stattdessen ist es eher ein Gangster-Krimi in einem historisch-fiktiven Setting voller Lug, Betrug und Intrigen.
Tomas Piety kehrt nach dem Krieg mit seiner Truppe, deren Anführer er während der Kämpfe geworden ist, in seine Heimatstadt zurück. Bevor er der Armee beitreten musste, war er ein berüchtigter Geschäftsmann, dem Gasthäuser, ein Bordell und ein Kasino gehörten. Doch während seiner Abwesenheit hat sich in der Stadt einiges verändert. Fremde haben seine Geschäfte an sich gerissen und Tomas setzt alles daran, sich seinen Besitz zurückzuholen. Kampfbereite Männer, die für einen entsprechenden Lohn ihr Leben riskieren, hat er schließlich im Gepäck… (Und einer davon, der aber gar nicht den ganzen Roman lang anwesend ist, ist magisch begabt. Dieser Aspekt kommt aber erst in den letzten Kapiteln überhaupt zum Tragen.)

Zu Beginn des Buches gibt es einen Stadtplan – hilfreich, da immer wieder Orte, Straßen und Wege beschrieben werden – sowie eine Übersicht über die Figuren – seeehr lang, habe ich mir während des Lesens nicht weiter angeschaut, fand das Figurenkonstrukt trotz vieler Beteiligter auch so durchschaubar – nicht zuletzt, da etliche Fakten mehrfach wiederholt werden.

Tomas ist der Ich-Erzähler der Geschichte und gewährt damit nur einen begrenzten Blick auf die Vorgänge in der Stadt. Während des Krieges hat er die Anführerrolle seiner Gruppe übernommen und sich zum Priester weihen lassen. Dies lässt Tomas aber nicht vor Gewalt und Blutvergießen zurückschrecken. Er hat seine eigenen moralischen Vorstellungen, an die er sich hält – und die ihn in einigen Szenen trotz aller Gewalt tatsächlich sympathisch machen. Dabei behandelt er seine Männer, sofern sie es seiner Meinung nach verdienen, mit Respekt, schreckt aber auch vor harten Strafen in den eigenen Reihen nicht zurück. Wer sich an seinem Eigentum vergriffen hat, muss mit einer blutigen Rache rechnen.
Und so dreht sich die Geschichte darum, wie Tomas nach der Rückkehr versucht, seine Position in der Heimat zurückzuerobern. Es gibt zahlreiche blutige Kämpfe, teilweise detaillierte Beschreibungen von Wunden inklusive. Aber noch mehr gibt es Intrigen, Verschwörungen, Geheimnisse und Lügen.
Dadurch fand ich die Geschichte – trotz falscher Erwartungen – insgesamt recht interessant. In der Stadt passiert immer irgendwas. Jederzeit muss mit einem Angriff gerechnet werden, nur wenige der Entwicklungen habe ich kommen sehen. Und auch vor einem Verrat aus den eigenen Reihen ist Tomas nicht sicher, zumal er sich selbst ebenfalls als Marionette benutzen lassen muss.
Und mit diesem Aspekt hadere ich noch. Tomas ist nicht völlig frei in seinen Taten, muss manche Dinge tun, die er gar nicht will. Allerdings versucht er auch nicht, einen Ausweg zu finden. Er tut, was ihm gesagt wird. Dabei ist mir allerdings der ganze Weltenentwurf von den verschiedenen Völkern und Machthabern nicht ganz deutlich geworden.

Das Ende ist ein Cliffhanger, der vieles offen lässt.

Fazit

Ein Fantasyroman – wie ausgeschrieben – ist das Buch in meinen Augen nicht wirklich, zumindest weckt der Klappentext falsche Erwartungen bezüglich der Fantasyelemente. Der magische Anteil ist im ersten Teil der Geschichte gering, im Mittelteil gar nicht vorhanden und wird erst am Ende des Buches zum wirklichen Thema.
Allerdings fand ich die Geschichte um den Soldaten Tomas, der nach dem Krieg in seine Heimat zurückkehrt, und seine Geschäfte mit Gewalt und Intrigen zurückerobern will, dennoch nicht uninteressant. Es gibt so viele Geheimnisse und Lügen, dass mich einige Wendungen überraschen konnten. Allerdings ist das Buch auch unglaublich brutal und ich konnte das Handeln der Figuren oft nicht nachvollziehen.