Unterhaltsamer Dark-Fantasy- Auftakt

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Achtung! Band 1 einer Reihe

„Abingon. Ich erinnere mich an Rauch und Staub und Lärm, und die Belagerungskanonen feuerten Tag und Nacht, um die großen Mauern zum Einsturz zu bringen. (…) Wunden entzündeten sich, und Männer verreckten schreiend auf ihren Lagern. (…)Das Wasser war fast immer faul, und es war nicht ungewöhnlich, Männer kämpfen zu sehen, denen dabei der flüssige Durchfall die Beine runterlief.“ (S. 216)

Dieses Buch beginnt da, wo viele aufhören. Der Krieg ist vorbei. Tomas Piety, der Armeepriester kommt zurück nach Hause, in seine Stadt. Vor dem Krieg gehörten ihm mehrere Geschäfte, darunter u.a. eine Schenke, ein Bordell und eine Spielhalle; und andere Händler bezahlten ihn für den Schutz vor anderen kriminellen Banden. Und nun scheint alles verloren.

Ein fremder Clan hat sich in der Stadt „Ellinburg“ breit gemacht und sich Tomas Läden unter den Nagel gerissen. Zusammen mit den, im Krieg kennengelernten, Soldaten und seinem Bruder Jochan baut Tomas seine Bande, die Pious Men, wieder auf, sie kämpfen gemeinsam und Tomas wird vor neuen Herausforderungen gestellt.

Am Ende gibt es einen Cliffhanger, aber das Buch ist logisch in sich abgeschlossen.

Die Figuren

Tomas, der Ich-Erzähler dieses Romans, macht sich beim Leser gleich auf den ersten Seiten beliebt. Er hat seine eigenen Prinzipien und hält sich strikt an diese. Wer nicht nach diesen handelt, muss sich Tomas hartem „Strafgericht“ unterziehen. Trotz seiner Schroffheit ist er ein sympathischer Charakter, der nach und nach mehr Herz zeigt und eine Weiterentwicklung erfährt.

Dieser Roman wird von mehreren Nebenfiguren getragen.

Billy the Boy: Der magische Anteil in diesem Fantasy-Roman. Billy ist ein 12 jähriger Junge, der mit Tomas in Abingon gekämpft hat. Er ist aber kein normales Kind, sondern eines mit magischen Fähigkeiten, die nach und nach im Roman eine Rolle spielen. Für die Figuren im Roman ist er der besondere Junge, der „von der Göttin berührt wurde.“ Eine spannende Figur, die leider zu wenig Raum einnimmt.

Der Bruder von Tomas, Jochan, hat mit eigenen Sorgen zu kämpfen und ertränkt diese in zu viel Alkohol. Der Leser rätselt die ganze Zeit, was ihm wohl durch den Kopf geht – eine Mischung aus Schlachtenkoller und Kindheitstrauma. Eine starke Frauen-Figur ist auch dabei. Bloody Anne, die an eine Briene von Tarth erinnert. Sie ist die rechte Hand von Tomas und entwickelt sich zu einer sehr guten Freundin.

Das Setting – Die Fantasy-Welt

Die Handlung spielt in Ellinburg – eine Stadt in einer fiktiven Welt, die allerdings kaum beleuchtet wird. Die Stadt erinnert an eine alt-englische Stadt aus dem Mittelalter. Es gibt verschiedene Handwerksbetriebe, vom Gerber zum Schneider bis zum Barbier. Angrenzend an einen Fluss ist sie in vier Stadtteile unterteilt, in der Mitte steht der große Tempel aller Götter, der doch stark an eine Kirche erinnert und ein Marktplatz. Eine Karte ist am Anfang eingefügt. Peter McLean ist selber Brite und holt sich hier sehr viel Inspiration aus seinem eigenen Land – bzw. aus Geschichtsbüchern.

Der Schreibstil

Und hier wären wir am Knackpunkt angelangt. Der Plot ist an sich sehr unterhaltsam aufgebaut, immer ist irgendwas los, auch wenn die Protagonisten nur mal eben zum Haareschneiden gehen. Gerade anfangs liest es sich wie ein großer Plot, bei dem man in die Welt eintaucht und alles dreimal erklärt bekommt. Es gibt Cliffhanger und interessante Dialoge, die Spaß machen zu Lesen. Besonders die derbe Sprache, die der Autor verwendet, sorgt für Humor. Doch Vorsicht! Wer mit solcher Sprache (wie im Zitat vom Anfang) nicht zurechtkommt, Finger weg bzw. lest mal die Leseprobe.

Im Schreibstil kommt es gehäuft zu Wiederholungen. Charaktere werden immer mit den gleichen Worten beschrieben, es fehlen Varianzen in der Wortwahl. Öfters kann es dadurch zu Augenroll-Momenten kommen, besonders wenn man das Figurenverzeichnis am Anfang liest, oder zwischendurch mal nach vorne blättert.

Fazit

PRIEST OF BONES ist ein unterhaltsamer Dark- Fantasy-Auftakt, der an das alt-englische Mittelalter angelehnt ist. Blutig & brutal wird gekämpft, aber auch Themen wie Freundschaft und emotionale Belastung werden angesprochen. Es gibt Schwächen beim Schreibstil, die mir das Gefühl gaben, dass der Autor keinen Bock mehr hatte die Handlung in dem Moment kreativer zu beschreiben- sehr schade!

Ich bin mir noch nicht sicher, ob es sich lohnen würde den zweiten Teil zu lesen. Es war auf jeden Fall ein Buch, das mich unterhalten hat. Kann man mal lesen, ist aber kein Highlight… ganz anders als die Gestaltung außen und innen - sehr nice!

Priest of Bones| Peter McLean| übersetzt aus dem Englischen von Jochen Schwarzer| Der Kampf um den Rosenthron Teil 1| Hobbit-Presse Klett-Cotta-Verlag| erschienen 2020| 412 Seiten| 17,00€